erschreckend realitätsnah

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majandra Avatar

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Bereits in den ersten Zeilen ihres Thrillers konfrontiert Lieneke Dijkzeul die LeserInnen mit einer grundlegend beängstigenden Situation:  Renée Pettersen, eine durchtrainierte und selbstbewusste Kriminalpolizistin, wird – exemplarisch für alle alleinstehenden Frauen – von einem heimtückischen Angreifer vor ihrer Wohnungstür überfallen und trotz ihrer Kampfausbildung lebensgefährlich verletzt. Damit spricht die Autorin eine Urangst des Menschen an: einer fremden und übermächtigen Person hilflos ausgeliefert zu sein.

Der psychisch labil gezeichnete Täter führt ein Doppelleben, um sein Bedürfnis nach Anerkennung befriedigen zu können. Er verübt die Tat, um sich selbst zu beweisen, dass er nicht bloß existiert, sondern „lebt“. In seinem gestörten Selbstbild verherrlicht er sich dadurch selbst, obwohl ihm bewusst ist, dass er sich außerhalb der sozialen Norm bewegt.

Sprachlich überzeugt das Werk durch verschiedene stilistische Kunstgriffe. Zu Beginn vermittelt ein abgehackter Stil den LeserInnen die Anspannung, Nervosität und Hektik der Frau während des Überfalls. Im Bruchteil einer Sekunde gehen der Kriminalpolizisten hunderte Gedanken durch den Kopf, während sie verzweifelt versucht, ihrem Angreifer zu entkommen. Später greift die Autorin auf andere Perspektiven zurück und schildert die Geschehnisse aus der Sicht der jeweiligen Akteure.

Der Thriller fügt sich nahtlos in unsere Gegenwart ein, wo immer häufiger auf terroristische Angriffe gegen die Menschlichkeit zurückgegriffen wird. Auch hier wird der Gesellschaft deutlich vor Augen geführt, wie hilflos wir dem Ende letztlich gegenüberstehen können.