Mysteriös vor historischem Hintergrund

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pandemonium Avatar

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„Vor einem großen Walde“ kommt mit einem sperrigem Titel daher, was möglicherweise der Übersetzung geschuldet ist. Auch das Cover ist für mich nicht sonderlich ansprechend, zu grell, auch wenn das Abendlicht auf der Stadt und die Spiegelung der Kameralinsen sicherlich eine Metapher für die Erinnerung sein sollen, und mit einer uninspirierten Typografie. Soweit die Äußerlichkeiten.
Doch was hat mich angesprochen? Tatsächlich war es der Klappentext: eine Familiengeschichte vor dem Hintergrund des georgischen Bürgerkriegs. Das Trauma der Flucht. Die Sehnsucht nach Wurzeln. Und all das verpackt in einer mysteriösen Geschichte, die den Jungen Saba auf die Suche nach seinem Bruder schickt, der zuvor ausgebrochen war, den Vater zu finden.

Die Leseprobe ist vielversprechend. Leo Vardiashvili schreibt aus der Perspektive von Saba, dabei leicht und dynamisch in der Sprache und mit einer gewissen Distanz zu den tragischen Ereignissen der Familiengeschichte, was es letztlich ermöglicht, einen allzu tragenden Ton in der Geschichte zu vermeiden. Die mysteriösen E-Mails, die kuriosen Begegnungen, das Nilpferd auf der Straße machen die Story noch spannender. Was es damit auf sich hat oder ob es sich dabei eher um metaphorische Formulierungen handelt, bleibt abzuwarten.