Spurensuche mit Hindernissen

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Saba ist als Kind mit seinem Vater Irakli und seinem Bruder Sandro vor dem Bürgerkrieg in Georgien geflohen, die Mutter Eva bleibt zurück. Obwohl Irakli in den folgenden Jahren versucht, sie ebenfalls nach London zu holen, sehen die Kinder sie nie wieder – sie stirbt Jahre nach der Flucht allein in Tbilissi. Irgendwann bricht Irakli zu einer Reise nach Georgien auf, zurück in die Vergangenheit. Als die inzwischen erwachsenen Söhne nur noch kryptische Nachrichten von ihm erhalten, folgt Sandro seiner Spur. Doch auch er lässt irgendwann nichts mehr von sich hören, sodass auch Saba nach Georgien reist und ein Land im Chaos vorfindet. Nach einer Überschwemmung sind die Zootiere ausgebrochen, auf der Taxifahrt in die Stadt begegnet ihm ein Nilpferd. Man könnte es als Vorboten für weiteres Unheil ansehen, denn die Reise entwickelt sich immer mehr zur Schnitzeljagd in die Vergangenheit. Saba muss sich den Stimmen der Toten stellen, einigen unangenehmen Wahrheiten ins Auge sehen und dabei möglichst der Polizei aus dem Weg gehen. Gar nicht so einfach für jemanden, der zuletzt als Kind in Tbilissi gelebt hat und sich dem Rhythmus der alten Heimat erst langsam wieder annähern muss. Zum Glück hat er einen neuen Freund an seiner Seite, den Taxifahrer Notar, der eigenen Gespenstern auf der Spur ist. Dieser Roman ist ein ziemlich wilder Roadtrip durch die georgische Landschaft und Geschichte, er hat Anleihen an das Märchen von Hänsel und Gretel, an die Geschichte der Baba Jaga und die Odyssee. Auch magische Elemente sind enthalten, die Geister der Vergangenheit sind ziemlich einflussreich und können auch den aktuellen Lauf der Zeit verändern. Das Buch liest sich in weiten Teilen wie ein Thriller, die Geschichte wird sehr anschaulich und mit Humor erzählt und würde sicher gut als Film funktionieren. Das Tempo passt zur Geschichte und lässt problemlos darüber hinwegsehen, dass dem Spannungsbogen möglicherweise manchmal die Plausibilität untergeordnet wurde. Doch das hat mich hier gar nicht gestört, ich habe das Buch wirklich gern gelesen.