Interessanter Generationenroman
Den neuen Roman von Katharina Fuchs habe ich mir von meinen Gutpunkten bei vorablesen geholt. Ich mag ihre Bücher sehr und freute mich sehr auf das neue Buch der Autorin.
Wir haben es mit einem Generationenroman zu tun, der auf zwei Zeitebenen erzählt wird, die sich laufend abwechseln.
Der Handlungsstrang aus der Vergangenheit beginnt vor genau hundert Jahren - passend zum Titel. Clara wächst in ärmlichen Verhältnissen bei ihrer Familie in Berlin auf. Sie arbeitet als Flaschenspülerin in der größten Bierbrauerei Berlins und unterstützt ihre Familie finanziell, seit ihr Vater seinen Arbeit verloren hat. Bevor sie ihren späteren Ehemann Willy kennenlernt, verliebte sie sich in den Exilrussen Alexei. Dieser ist Kommunist und agiert im Untergrund gegen die aufkommende NSDAP.
In der Gegenwart lernen wir Anja, 57 Jahre, ihre Mutter Elisabeth, 94 und Enkelin von Clara aus dem Vergangenheitsstrang, kennen, sowie die Töchter von Anja, Lena und Anabel. Anja arbeitet als Bibliothekarin an der Hochschulbibliothek in Bremen. Sie ist mit ihrem Job, bei dem sie eine Führungsrolle angeboten bekommt, der Versorgung ihrer Mutter und ihrer eigenen Familie restlos überfordert. Sie selbst bleibt dabei auf der Strecke. Ich konnte mich richtig in ihre Situation hineinfinden, denn vieles kam mir mehr als nur bekannt vor. Dazu kommt noch, dass die Wohnung von Elisabeth aufgelöst wird, die demnächst zum Verkauf steht. Vorher sollte sie jedoch noch ausgeräumt werden. Elisabeth ist vor kurzem nach einem Schlaganfall in Hamburg in ein Seniorenheim gezogen. So ist sie in der Nähe von ihrer Tochter Anja und deren Familie.
Anabel ist die ältere der Enkelinnen von Elisabeth und Influencerin. Sie ist das totale Gegenteil ihrer Schwester Lena, die in Berlin studiert. Lena ist eine sehr zurückhaltende junge Frau, die früher gemobbt wurde und schwer Anschluss findet. Als ein Professor, bei dem sie den Unterricht sehr mochte, wegen antisemitischen Anfeindungen die Universität verlässt, fühlt sich Lena noch unwohler. Sie beginnt ihrer Mutter dabei zu helfen, die Wohnung ihrer Großmutter auszuräumen. Dabei findet sie alte Fotos und Dokumente, die viele Fragen aufwerfen. Lena weiß kaum etwas über die Vergangenheit ihrer Familie, die größtenteils totgeschwiegen wurde. Sie beginnt Elisabeth im Seniorenheim zu besuchen und auszufragen. Vor allem interessiert sie sich für Clara, die anscheinend in den 30iger Jahren einen eigenen Hundesalon hatte. Seit Lena selbst den Streuner Finn aufgenommen hat, fühlt sie sich mit Clara verbunden. Elisabeth sieht ein, dass sie endlich über das bis heute verschwiegene Familiengeheimnis sprechen muss, bevor es zu spät ist...
Katharina Fuchs erzählt sehr detailverliebt. Vor allem im Gegenwartsstrang war es mir manchmal zu ausführlich. Außerdem fand ich die Handlung manchmal zu politisch und vom aktuellen Geschehen überlastet. Der Konflikt zwischen Israel und dem Gazastreifen wird mir zu viel und zu oft erwähnt, wo doch die Vergangenheit von Clara im Mittelpunkt stehen sollte - auch wenn das Thema Antisemitismus den rote Faden zwischen Vergangenheit und Gegenwart bildet.
Zusätzlich hat die Autorin viele weitere Themen in den Gegenwartsstrang gepackt, wie psychische Probleme, Alter, Verlust, Social Media, Nachhaltigkeit, Veganismus, Gender Care Gap usw.....
Der Vergangenheitsstrang ist mir hingegen zu kurz gekommen und vor allem am Ende ging es mir dann viel zu schnell. Gerne wäre ich noch länger in der Vergangenheit bei Clara verblieben, denn ihre Geschichte hat mich gepackt. Sie ist eine sehr starke Frau, die versucht ihr Leben besser zu gestalten. Am Ende werden die beiden Zeitebenen aber sehr gut zusammengeführt.
Die Kapitel sind mit den Namen der erzählenden Figur, dem Monat und der Jahreszahl gekennzeichnet. So weiß man immer, wo und bei wem man gerade ist.
Der Schreibstil ist wie immer sehr bildhaft, atmosphärisch und detailverliebt. Ich mag ihn aber sehr und habe schnell in die Geschichte gefunden. Mit dem Erscheinen einer alten Bekannten aus "Zwei Handvoll Leben", nämlich der Schneiderin Anna, die Schwester von Willy, die im KaDeWe arbeitet, hatte ich nicht gerechnet und mich umso mehr gefreut.
Fazit:
An meine beiden "Lieblings-Status" Romane der Autorin kann "Vor hundert Sommern" leider nicht anschließen. Mich hat die Geschichte, trotz einigen Kritikpunkten, gut unterhalten und ich vergebe 3 1/2 Sterne, die ich auf 4 Sterne bei anderen Portalen aufrunden werde.
Wir haben es mit einem Generationenroman zu tun, der auf zwei Zeitebenen erzählt wird, die sich laufend abwechseln.
Der Handlungsstrang aus der Vergangenheit beginnt vor genau hundert Jahren - passend zum Titel. Clara wächst in ärmlichen Verhältnissen bei ihrer Familie in Berlin auf. Sie arbeitet als Flaschenspülerin in der größten Bierbrauerei Berlins und unterstützt ihre Familie finanziell, seit ihr Vater seinen Arbeit verloren hat. Bevor sie ihren späteren Ehemann Willy kennenlernt, verliebte sie sich in den Exilrussen Alexei. Dieser ist Kommunist und agiert im Untergrund gegen die aufkommende NSDAP.
In der Gegenwart lernen wir Anja, 57 Jahre, ihre Mutter Elisabeth, 94 und Enkelin von Clara aus dem Vergangenheitsstrang, kennen, sowie die Töchter von Anja, Lena und Anabel. Anja arbeitet als Bibliothekarin an der Hochschulbibliothek in Bremen. Sie ist mit ihrem Job, bei dem sie eine Führungsrolle angeboten bekommt, der Versorgung ihrer Mutter und ihrer eigenen Familie restlos überfordert. Sie selbst bleibt dabei auf der Strecke. Ich konnte mich richtig in ihre Situation hineinfinden, denn vieles kam mir mehr als nur bekannt vor. Dazu kommt noch, dass die Wohnung von Elisabeth aufgelöst wird, die demnächst zum Verkauf steht. Vorher sollte sie jedoch noch ausgeräumt werden. Elisabeth ist vor kurzem nach einem Schlaganfall in Hamburg in ein Seniorenheim gezogen. So ist sie in der Nähe von ihrer Tochter Anja und deren Familie.
Anabel ist die ältere der Enkelinnen von Elisabeth und Influencerin. Sie ist das totale Gegenteil ihrer Schwester Lena, die in Berlin studiert. Lena ist eine sehr zurückhaltende junge Frau, die früher gemobbt wurde und schwer Anschluss findet. Als ein Professor, bei dem sie den Unterricht sehr mochte, wegen antisemitischen Anfeindungen die Universität verlässt, fühlt sich Lena noch unwohler. Sie beginnt ihrer Mutter dabei zu helfen, die Wohnung ihrer Großmutter auszuräumen. Dabei findet sie alte Fotos und Dokumente, die viele Fragen aufwerfen. Lena weiß kaum etwas über die Vergangenheit ihrer Familie, die größtenteils totgeschwiegen wurde. Sie beginnt Elisabeth im Seniorenheim zu besuchen und auszufragen. Vor allem interessiert sie sich für Clara, die anscheinend in den 30iger Jahren einen eigenen Hundesalon hatte. Seit Lena selbst den Streuner Finn aufgenommen hat, fühlt sie sich mit Clara verbunden. Elisabeth sieht ein, dass sie endlich über das bis heute verschwiegene Familiengeheimnis sprechen muss, bevor es zu spät ist...
Katharina Fuchs erzählt sehr detailverliebt. Vor allem im Gegenwartsstrang war es mir manchmal zu ausführlich. Außerdem fand ich die Handlung manchmal zu politisch und vom aktuellen Geschehen überlastet. Der Konflikt zwischen Israel und dem Gazastreifen wird mir zu viel und zu oft erwähnt, wo doch die Vergangenheit von Clara im Mittelpunkt stehen sollte - auch wenn das Thema Antisemitismus den rote Faden zwischen Vergangenheit und Gegenwart bildet.
Zusätzlich hat die Autorin viele weitere Themen in den Gegenwartsstrang gepackt, wie psychische Probleme, Alter, Verlust, Social Media, Nachhaltigkeit, Veganismus, Gender Care Gap usw.....
Der Vergangenheitsstrang ist mir hingegen zu kurz gekommen und vor allem am Ende ging es mir dann viel zu schnell. Gerne wäre ich noch länger in der Vergangenheit bei Clara verblieben, denn ihre Geschichte hat mich gepackt. Sie ist eine sehr starke Frau, die versucht ihr Leben besser zu gestalten. Am Ende werden die beiden Zeitebenen aber sehr gut zusammengeführt.
Die Kapitel sind mit den Namen der erzählenden Figur, dem Monat und der Jahreszahl gekennzeichnet. So weiß man immer, wo und bei wem man gerade ist.
Der Schreibstil ist wie immer sehr bildhaft, atmosphärisch und detailverliebt. Ich mag ihn aber sehr und habe schnell in die Geschichte gefunden. Mit dem Erscheinen einer alten Bekannten aus "Zwei Handvoll Leben", nämlich der Schneiderin Anna, die Schwester von Willy, die im KaDeWe arbeitet, hatte ich nicht gerechnet und mich umso mehr gefreut.
Fazit:
An meine beiden "Lieblings-Status" Romane der Autorin kann "Vor hundert Sommern" leider nicht anschließen. Mich hat die Geschichte, trotz einigen Kritikpunkten, gut unterhalten und ich vergebe 3 1/2 Sterne, die ich auf 4 Sterne bei anderen Portalen aufrunden werde.