Super Cover, aber leider enttäuschender Inhalt

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barbara62 Avatar

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Das Cover dieses Buches ist eines der gelungensten und passendsten Cover, die ich kenne. Denn auch wenn das Wort „voran“ drei Mal im Titel vorkommt, in Wirklichkeit geht es hier nicht oder kaum „voran“.

Der US-Amerikaner Ryan Bartelmay begleitet in seinem Debütroman zwei Brüder über fast ein halbes Jahrhundert zwischen 1950 und 1998. Traumatisiert durch den Selbstmord des depressiven Vaters und den Verlust der Mutter, die mit ihrem Liebhaber nach Florida durchgebrannt ist, wollen sie eigentlich beide nur eines: mehr aus ihrem Leben machen, eine intakte Familie gründen, ein Haus. Beide sind getrieben von ihrer Sehnsucht nach Liebe und Verlässlichkeit und gehen frühe Ehen ein. Doch während der ältere, Buddy, nach langen Schwierigkeiten und vielen Irrungen und Wirrungen schließlich sein Glück mit der Familie findet, bleibt Chic ein ewig Suchender, der in seinen schöngeredeten Erinnerungen verharrt. Dabei besteht immer wieder Grund zur Hoffnung auf eine bessere Zukunft für Chic, doch das einzige Kind ertrinkt, der Swimmingpool bleibt unvollendet, seine Ehe wird trotz mancher Versuche von beiden Seiten nie erfüllend, die Dichterkarriere endet abrupt und auch seine vermutlich letzte Chance auf Glück lässt er ungenutzt verstreichen.

Nach der Leseprobe hatte ich große Erwartungen an das Buch, die sich dann aber leider nicht erfüllt haben. Obwohl ich Bücher mit Zeitsprüngen und Perspektivwechseln gerne mag, hat mich diese Technik hier nicht überzeugt, u.a. weil die sehr kurzen Kapitel zu wahllos aneinandergereiht waren. Während diese puzzleartige Anordnung sonst Spannung erzeugt und einen Roman belebt, habe ich sie hier als gewollt und nervend empfunden. Auch die Protagonisten sind mir im Laufe der 430 Seiten nicht nahe gekommen, ich habe nicht wirklich mit ihnen gelebt, mich nicht mit ihnen identifiziert oder mit ihnen gelitten, sie sind mir leider fremd und distanziert geblieben.

Was ich überhaupt nicht nachvollziehen kann, sind die Vergleiche mit Richard Russo und v.a. John Williams. Weder erreicht Bartelmay Russos feinen Humor, noch gar Williams’ Tiefe.