Traurig und doch fesselnd

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januar12 Avatar

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Chic Waldbeeser wächst mit seinem Bruder Buddy in der kleinen Stadt Middleville auf. Er hat gerade geheiratet, doch schon von Anfang an läuft alles schief in seiner Ehe mit Diane. Chic ist ein einfacher Arbeiter, der seinen Vater früh verloren hat und dessen Mutter mit einem anderen Mann weggezogen ist.
Die nächsten 50 Jahre seines Lebens sind ein auf und ab - und dabei geht es mehr bergab. Schicksalschläge, falsche Entscheidungen und die fehlende Kraft zu klaren Worten werden zu einer immer größeren Last und Bürde.

Ryan Bartelmay erzählt die Geschichte von Chic in zwei Zeitsträngen. Die eine beginnt Anfang der 1950er Jahre mit der Hochzeit, die andere spielt 1998, da ist Chic mittlerweile Mitte sechzig.
Während die eine Zeitschiene chronologisch die wichtigsten Stationen in seinem Leben aus Chics Sicht erzählt, seine Gedanken, seine Taten, seine Beweggründe, wird in der zweiten Zeitebene auch von Mary erzählt, einer ebenfalls gestrandeten Frau, die erneut an einem Scheitelpunkt in ihrem Leben angekommen ist und sich entscheiden muss.

"Voran, voran, immer weiter voran" ist ein roter Faden, der sich durch das ganze Buch zieht. Es muss immer weiter gehen, trotz allem, nicht aufgeben.

"Dann fiel ihm ein, dass er gar nicht sicher war, ob er sie noch liebte. Er glaubte es zwar, aber vielleicht stimmte das gar nicht. Vielleicht bildete er es sich nur ein, weil sie so viel miteinander durchgemacht hatten. Oder es war einfach nicht mehr dran an der Liebe. Wie auch immer, es war viel leichter, nicht darüber nachzudenken. Am besten, er ließ sich mitziehen. Am besten, er ließ sich treiben wie in einem Fluss." (S. 278)

Ich habe eine ganze Weile gebraucht, um in diese Geschichte hinein zu kommen. Die Wechsel zwischen den Zeiten und die Protagonisten mussten erst eingeführt werden und man muss sie verstehen lernen, auch was die beiden Zeitstränge und die Personen miteinander verbindet.

Doch irgendwann war ich drin im Geschehen und habe mitgelitten mit Chic, der unverschuldet oder auch durch seine eigene Schuld sich immer tiefer in ein einsames Netz verstrickt, aus dem es kein Entkommen mehr gibt.

Eine traurige Geschichte, die dennoch immer weiter voran geht. Ein trauriges Leben nacherzählt, dass einen trotz aller Schwere dennoch in den Bann zieht, man muss nur die Ausdauer haben um in die Geschichte hinein zu finden.