Wie ein Weg durch die Wüste

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sommerlese Avatar

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Der Roman beschreibt das Leben der Familie Waldbeeser im amerikanischen Mittelwesten in einer Zeitspanne von 1950 bis 1998.
Chic hat früh seine High-School-Liebe Diane geheiratet und sein Bruder Buddy, ein ruheloser Typ, ist mit der Inderin Lijy verheiratet. Ihre Kindheit wurde überschattet durch den Suizid des Vaters, wonach ihre Mutter mit ihrer Affaire nach Florida ging.
Doch auch ihre Ehen sind von Problemen durchzogen. Ein schwieriges Geheimnis zwischen Lijy und Chica beschwert die Beziehung der Brüder.

Dieses Buch hat mich anfangs sehr interessiert. Man nimmt teil am Leben der Familie Waldbeeser und später an Mary Geneseo, die Chic Waldbeeser im Alter kennen lernt. Doch ich kann weder eine nähere Beziehung zu den Personen aufbauen, noch ist die Handlung abwechslungsreich und fesselnd. Die Story ist öde wie die Wüste.

Warum konnte diese Familiengeschichte mich nicht fesseln?
Das Buch ist durch das Fehlen wahrer Höhepunkte sehr langatmig und hat eine deprimierende Grundstimmung. Ständige Zeitsprünge und zwischen den Erlebnissen der Protagonisten haben leider nicht für eine lesenswerte Spannung gesorgt. Schade, denn die Story machte doch einen vielversprechenden Eindruck.

Perspektivwechsel erfolgen häufig und manchmal sehr abrupt. Zwar lernt man dadurch ihre Gedanken genauer kennen, leider bleiben mir trotz dieser Einsichten die einzelnen Personen recht fremd. Ich hatte während des Großteils des Buches nicht das Gefühl, dass sich die einzelnen Personen – und ganz besonders Chic – irgendwie weiter entwickeln. Man hat das Gefühl, sie drehen sich nur immer um ihre eigene Achse, ohne wirklich von der Stelle zu kommen. Das gibt der Geschichte diese melancholische Grundhaltung.

Autor Ryan Bartelmay kann schreiben und erzählen, das ist der große Pluspunkt an diesem Roman. Eingängig beschreibt er das menschliche Miteinander und wie Missverständnisse zwischen den Menschen Barrieren aufbauen. Man taucht in manche Sätze verzaubert ein. Sein Schreibstil ist sehr eingängig und lakonisch, die Stimmung wird melancholisch, aber auch leicht deprimiert. Manche Phrasen sind so schön geschrieben, dass man die Formulierungen gern liest.

Doch ich weiß leider nicht, was er mir mit diese schier endlos lange Geschichte über die Waldbeesers sagen wollte. Es gibt auch keinen Höhepunkt, der mich begeistert hat.
Zu den Charakteren kann ich nur so viel sagen, dass ich mir Mühe gegeben habe, ihre Beweggründe und Ziele zu verstehen, denn die nicht immer einfachen Schicksale machen es ihnen nicht leicht. Es gelingt mir aber leider nicht.

Aufgepeppt wird die Geschichte eigentlich nur durch traurig wirkende Gedichte Chics in Haiku-Form.
Der Titel spielt wahrlich mit den Gedanken des Lesers. Man hofft lange, dass die Geschichte endlich Fahrt aufnimmt und voran geht. Leider erfüllt sich dieser Wunsch nicht, es ist wie die Suche nach Wasser in der Wüste. Hier plätschert kein erlösender Quell.
Schade, der vielversprechende Schreibstil verdorrt hier mit der eintönigen Handlung.