Ein Flug, viele Schicksale

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charleen Avatar

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Die Grundidee des Buches ist zweifellos kreativ und faszinierend: Eine alte Dame prophezeit während eines ganz normalen Fluges nach Sydney jedem Passagier seinen Tod. Eine beklemmende Vorstellung, die sofort viele philosophische und existenzielle Fragen aufwirft. Was bedeutet Schicksal? Kann man es ändern? Und wie würde man leben, wenn man wüsste, wann und wie man stirbt?

Der Aufbau des Romans ist grundsätzlich gelungen. Die Geschichte ist in kurze Kapitel gegliedert, wobei jedes Kapitel sich einem anderen Passagier widmet. Das fand ich sehr angenehm zu lesen – die Kürze der Abschnitte machte es leicht, zwischendurch zum Buch zu greifen und dranzubleiben. Leider sorgte die große Anzahl an Charakteren aber auch dafür, dass ich schnell den Überblick verlor. Es fiel mir schwer, die einzelnen Personen auseinanderzuhalten oder eine tiefere Bindung zu ihnen aufzubauen.
Auch wenn die Idee viel Potenzial hatte, blieb die Umsetzung für mich hinter den Erwartungen zurück. Der Schreibstil wirkte auf mich stellenweise langatmig, und die erhoffte Spannung blieb leider aus. Ich hatte mich auf ein fesselndes psychologisches Spiel gefreut, aber stattdessen entwickelte sich die Handlung eher schleppend. Mit der Zeit verlor ich das Interesse an den Einzelschicksalen, da mich kaum eine Figur wirklich berührte.
Was das Buch dennoch interessant macht, ist die unterschiedliche Art und Weise, wie die Passagiere mit den Prophezeiungen umgehen. Das regt definitiv zum Nachdenken an.

Fazit: "Vorsehung" ist ein Roman mit einer außergewöhnlichen Idee und einem gut durchdachten Aufbau, der durch die Vielzahl an Figuren und einen langatmigen Erzählstil jedoch an Wirkung verliert. Wer sich für existenzielle Fragen interessiert, findet hier durchaus spannende Denkanstöße – ein Pageturner ist das Buch allerdings nicht.