Ich sehe was, was du nicht siehst...

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eskalina Avatar

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Ein Flieger, der massive Verspätung hat, mehr oder weniger genervte Passagiere und dann das; während des Fluges steht eine ältere Dame auf, geht durch den Gang und nennt den Reisenden jeweils ihre Lebenserwartung und die Todesursache.

Natürlich stellt man sich beim Lesen die Frage, wie würde man reagieren, wenn einem so etwas passiert? Was, wenn jemand prophezeit, man würde z.B. nur noch drei Jahre vor sich haben? Kann man die Todesursache beeinflussen? Sollte man noch schnell eine Weltreise unternehmen, eine Bank überfallen und das Geld verprassen oder einen Kredit aufnehmen, um teure Ärzte zu konsultieren, die etwas gegen die vorhergesagte Erkrankung unternehmen könnten?

Liane Moriarty hat sich genau diesen Fragen gewidmet und lässt ihre Geschichte spannend aber auch humorvoll beginnen. Wie gewohnt, hat sie ein Händchen um Menschen und Situationen treffend zu beschreiben und versetzt uns beim Lesen direkt in das Flugzeug.

Möchten wir, dass die alte Dame zu uns kommt? Wie unfehlbar ist solch eine Vorhersage und was macht sie mit den Menschen, die nicht darum gebeten haben, dass ihnen jemand solch eine Prognose gibt? Damit wären wir wieder bei den Fragen, die sich dann stellen würden. Die Kurzbeschreibung und die Leseprobe haben mich sehr neugierig auf das Buch gemacht.

Liane Moriarty hat einzelne Figuren herausgegriffen und lässt zudem auch die alte Dame zu Wort kommen. Wir erfahren die Lebensgeschichten dieser Personen und die werden teilweise recht ausführlich geschildert. Die Spannung, die anfangs so gut aufgebaut wurde, wird durch diese Ausführlichkeit ein wenig verwässert.

Mein Fazit: Eine tolle Idee, sehr gute und dichte Personenbeschreibungen, doch das Ganze bleibt ein wenig hinter seinen Möglichkeiten zurück. Trotzdem ein solides Lesevergnügen, für das ich gerne vier Sternchen vergebe.