Todesprophezeiung To-Go
"Todesursache. Lebenserwartung." - diese Mitteilung verteilt "die Todesdame" Cherry wie Werbeflyer an alle Passagiere eines Flugzeugs von Hobart nach Sydney - egal ob diese sie nun hören möchten, oder nicht. Eigentlich würde man meinen, dass diese Informationen die Antworten auf das Leben schlechthin bringen, doch für die (vermeintlich) Todgeweihten tun sich erstmal viel mehr Fragen als Antworten auf. Was ist an den Aussagen der Todesdame dran? Ist sie eine Wahrsagerin? Oder lediglich eine verwirrte ältere Dame? Muss man sich jetzt Sorgen machen, wenn man plötzlich angeblich nur mehr 1 Jahr zu leben hat? Und kommt man wirklich nicht gegen das Schicksal an? In Liane Moriartys neuem Buch "Vorsehung" wird genau diese Ausgangslage behandelt.
Bereits von den ersten Seiten an, hatte mich Moriarty mit ihrem Schreibstil gänzlich in ihren Bann gezogen. Zu Beginn im Flugzeug war die Atmosphäre durch die Sprache unheilvoll und beinahe etwas angsteinflößend, das hat sich zwar mit der Landung gelöst; an sprachlichem Geschick mangelte es jedoch auch im Rest der Story nicht. Ergänzend zu dem angenehmen Schreibstil trugen auch die kurzen Kapitel dazu bei, dass ich sehr flott durch das Buch gekommen bin.
Die Kapitel kann man grob unterteilen in Kapitel aus Cherrys Sicht (aka die Todesdame) und Kapitel aus Sicht der unterschiedlichen Passagieren. Natürlich kommen nicht alle Reisenden dieses Fluges zu Wort, die Autorin begrenzt sich auf zirka verschiedene 6-7 Charaktere beziehungsweise Prophezeiungen, welche abwechselnd immer wieder ihren Auftritt haben. Obwohl die Kapitel wirklich sehr kurz gehalten waren, bekam ich durch die Art und Weise der Autorin zu erzählen ein gutes Gefühl für die einzelnen Charaktere. Einige waren mir sehr sympathisch, andere eher weniger; aber insgesamt fand ich, dass Moriarty eine gute Auswahl getroffen hat, um die Auswirkungen der "Prophezeiung" aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten.
Wenn ich mir die anderen Rezensionen zu "Vorsehung" so durchlese, mag folgendes eher eine unpopular opinion sein, aber: Ich mochte Cherrys Kapitel besonders gerne. In der Literatur, aber auch in Film und Fernsehen oder anderen Kunstformen ist es häufig so, dass ältere Frauen kaum mehr vorkommen oder wenn eine Geschichte doch mal eine Dame jenseits der 50 beinhaltet, dann ist das meistens das Stereotyp einer netten alten Großmutter. Liane Moriarty hat mit Cherry einen komplett anderen Weg eingeschlagen, welchen ich sehr erfrischend zu lesen fand. Obwohl sie schon etwas älter ist, ist sie eben keine klassische Oma; sondern eine Person mit Ecken und Kanten und gleichzeitig auch enorm viel Weichheit. Je mehr ich von ihrer Geschichte erfahren habe, umso mehr hat sie mich berührt; ich empfinde diesen Charakter als außerordentlich gut gelungen.
Die Handlung ist in diesem Roman eher nebensächlich, es geht viel um die Gedanken und Gefühle der "Todgeweihten", sowie um die Reaktionen aus ihrem Umfeld. Wie die Charaktere agieren konnte ich Großteils gut nachvollziehen, jedoch hätte ich mir teilweise etwas "mehr" gewunschen - insgesamt hat der Großteil doch recht lässig auf die unheilvolle Prophezeiung reagiert. Gefehlt hat mir ein bisschen die Frage nach dem Sinn des Lebens. Verständlicherweise wollten die Handelnden natürlich ihr vorausgesagtes Schicksal abwenden, jedoch hätte ich noch mehr Reflexion über die bisherige Lebensweise und der daraus resultierenden Frage "Bin ich zufrieden damit, wie ich mein Leben bisher gelebt habe?" spannend gefunden. Was ich jedoch wieder sehr positiv empfunden habe war, dass sich die einzelnen Geschichtsfäden gegen Ende hin immer mehr zu einem großen Ganzen verwoben haben. Als jemand, der am Ende eines Buches gerne alle offenen Fragen beantwortet hat, hat mich der Schluss von "Vorsehung" mit einem sehr zufriedenen Aha-Gefühl zurückgelassen.
Insgesamt finde ich, dass "Vorsehung" eine berührende Geschichte ist, von der ich mir allerdings ab und zu noch etwas mehr Tiefgang gewunschen hätte. Wenn das Buch rein von Cherrys Lebensgeschichte gehandelt hätte, dann würde ich es definitiv mit 5/5 Sternen bewerten. Da sich die Prämisse jedoch eigentlich mehr um die anderen Passagiere dreht, ziehe ich einen Stern ab - hier hat mir insgesamt einfach noch etwas mehr von dem gefehlt, was ich bei Cherrys Kapitel verspürt habe.
Bereits von den ersten Seiten an, hatte mich Moriarty mit ihrem Schreibstil gänzlich in ihren Bann gezogen. Zu Beginn im Flugzeug war die Atmosphäre durch die Sprache unheilvoll und beinahe etwas angsteinflößend, das hat sich zwar mit der Landung gelöst; an sprachlichem Geschick mangelte es jedoch auch im Rest der Story nicht. Ergänzend zu dem angenehmen Schreibstil trugen auch die kurzen Kapitel dazu bei, dass ich sehr flott durch das Buch gekommen bin.
Die Kapitel kann man grob unterteilen in Kapitel aus Cherrys Sicht (aka die Todesdame) und Kapitel aus Sicht der unterschiedlichen Passagieren. Natürlich kommen nicht alle Reisenden dieses Fluges zu Wort, die Autorin begrenzt sich auf zirka verschiedene 6-7 Charaktere beziehungsweise Prophezeiungen, welche abwechselnd immer wieder ihren Auftritt haben. Obwohl die Kapitel wirklich sehr kurz gehalten waren, bekam ich durch die Art und Weise der Autorin zu erzählen ein gutes Gefühl für die einzelnen Charaktere. Einige waren mir sehr sympathisch, andere eher weniger; aber insgesamt fand ich, dass Moriarty eine gute Auswahl getroffen hat, um die Auswirkungen der "Prophezeiung" aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten.
Wenn ich mir die anderen Rezensionen zu "Vorsehung" so durchlese, mag folgendes eher eine unpopular opinion sein, aber: Ich mochte Cherrys Kapitel besonders gerne. In der Literatur, aber auch in Film und Fernsehen oder anderen Kunstformen ist es häufig so, dass ältere Frauen kaum mehr vorkommen oder wenn eine Geschichte doch mal eine Dame jenseits der 50 beinhaltet, dann ist das meistens das Stereotyp einer netten alten Großmutter. Liane Moriarty hat mit Cherry einen komplett anderen Weg eingeschlagen, welchen ich sehr erfrischend zu lesen fand. Obwohl sie schon etwas älter ist, ist sie eben keine klassische Oma; sondern eine Person mit Ecken und Kanten und gleichzeitig auch enorm viel Weichheit. Je mehr ich von ihrer Geschichte erfahren habe, umso mehr hat sie mich berührt; ich empfinde diesen Charakter als außerordentlich gut gelungen.
Die Handlung ist in diesem Roman eher nebensächlich, es geht viel um die Gedanken und Gefühle der "Todgeweihten", sowie um die Reaktionen aus ihrem Umfeld. Wie die Charaktere agieren konnte ich Großteils gut nachvollziehen, jedoch hätte ich mir teilweise etwas "mehr" gewunschen - insgesamt hat der Großteil doch recht lässig auf die unheilvolle Prophezeiung reagiert. Gefehlt hat mir ein bisschen die Frage nach dem Sinn des Lebens. Verständlicherweise wollten die Handelnden natürlich ihr vorausgesagtes Schicksal abwenden, jedoch hätte ich noch mehr Reflexion über die bisherige Lebensweise und der daraus resultierenden Frage "Bin ich zufrieden damit, wie ich mein Leben bisher gelebt habe?" spannend gefunden. Was ich jedoch wieder sehr positiv empfunden habe war, dass sich die einzelnen Geschichtsfäden gegen Ende hin immer mehr zu einem großen Ganzen verwoben haben. Als jemand, der am Ende eines Buches gerne alle offenen Fragen beantwortet hat, hat mich der Schluss von "Vorsehung" mit einem sehr zufriedenen Aha-Gefühl zurückgelassen.
Insgesamt finde ich, dass "Vorsehung" eine berührende Geschichte ist, von der ich mir allerdings ab und zu noch etwas mehr Tiefgang gewunschen hätte. Wenn das Buch rein von Cherrys Lebensgeschichte gehandelt hätte, dann würde ich es definitiv mit 5/5 Sternen bewerten. Da sich die Prämisse jedoch eigentlich mehr um die anderen Passagiere dreht, ziehe ich einen Stern ab - hier hat mir insgesamt einfach noch etwas mehr von dem gefehlt, was ich bei Cherrys Kapitel verspürt habe.