Ein geniales Erzähllabyrinth

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aischa Avatar

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In seinem neuesten Roman "Wackelkontakt" beweist Wolf Haas - den meisten wohl als Autor der Brenner-Krimis bekannt - einmal mehr, dass er nicht nur ein Meister des Sprachwitzes ist, sondern auch ein raffinierter Architekt literarischer Konstruktionen. Der Autor selbst hat in einem Interview betont, wie viel Freude ihm das Schreiben dieses Werks bereitet hat – und diese Freude ist für mich auf jeder Seite spürbar gewesen. Ihm sei dieses Vergnügen von Herzen gegönnt, denn ich hatte beim Lesen mindestens ebenso viel Spaß!

"Wackelkontakt" ist Unterhaltung im allerbesten Sinne: (aber-)witzig, klug und voller überraschender Wendungen. Schon früh im Buch stellt sich die Frage, wie Haas all die kunstvoll verschränkten Erzählstränge wohl wieder entwirren möchte – und er enttäuscht nicht. Das Finale hält, was die raffinierte Konstruktion verspricht: Es ist stimmig, schlüssig und doch keineswegs vorhersehbar.

Zugegeben, der Klappentext mit seinem komplex klingenden Plot könnte manche potenziellen Leser*innen abschrecken. Doch das Buch nicht zu lesen, wäre ein Fehler. Denn obwohl die Geschichte auf den ersten Blick anspruchsvoll oder sogar kompliziert erscheint, entfaltet sich schnell eine erstaunlich flüssige und packende Erzählung. Haas gelingt es mühelos, seine Leserschaft an die Hand zu nehmen und durch das verschachtelte Geschehen zu führen – mit der Souveränität und Leichtigkeit eines Autors, der sein Handwerk seit Jahrzehnten ausübt und beherrscht.

Besonders begeistert haben mich die zahlreichen sprachlichen Kapriolen, die das Buch durchziehen. Haas jongliert mit Sprache, Ironie und absurden Momenten, ohne dass es je manieriert wirkt. Ich musste mich immer wieder bremsen, um beim Lesen nicht in einem zu hohen Tempo an den feinen, oft versteckten Wortspielen und Anspielungen sowie mancher Sprachkritik vorbeizurasen. Nicht alle sind so auffällig wie die Parallele zwischen dem Protagonisten Franz und dem niederländischen Grafiker M.C. Escher, der für seine Darstellungen unmöglicher Figuren berühmt ist – eine augenzwinkernde Andeutung auf die möglicherweise ebenso „unmöglichen“ Figuren im Roman.

Ob die Romanfiguren von Haas nun auch realistisch sind? Ich empfehle dringend, "Wackelkontakt" zu lesen und dies selbst herauszufinden! . Es ist ein literarischer Spaß mit Tiefgang, ein Roman, der das Spiel mit Realität, Fiktion und Sprache auf höchstem Niveau zelebriert. Ein echter Haas – und vielleicht sogar einer seiner besten.