Sprühender Sprachwitz

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rockchickdeluxe Avatar

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Es wundert mich nicht, dass Wolf Haas mit «Wackelkontakt» für den Buchpreis der Leipziger Buchmesse nominiert war. Literarisch ist dieser Roman ein wahres Grundstück. Er spielt virtuos mit Sprache und sprengt ganz nebenbei sowohl die Struktur als auch die Genregrenzen. Irgendwo zwischen Gangsterroman, Mafia Geschichte, Thriller und Erzählung entwickeln sich zwei Geschichten, die erst parallel verlaufen und dann irgendwann ineinander greifen.

Der Trauerredner Franz Escher sitzt nerdig in seiner Wohnung, macht Puzzle, liest und wartet auf den Elektriker. Elio Russo ist begeisterter Elektriker mit vielen Geheimnissen im Zeugenschutzprogramm.

Der Tonfall ist ironisch und intellektuell, die Lust am Text und an der hohen Kunst der Sprache bereitet ein großes Lesevergnügen. Aber genau hier liegt auch ein kleiner Wermutstropfen. Durch die gewollte Konstruktion und das sich etwas absurd verhaltende Personal blieb auch ich seltsam distanziert. In die Geschichte einzutauchen fiel mir schwer, aber das ist ein Jammern auf sehr hohem Niveau. Denn sprachlich ist das hier ein ganz großer Wurf. Und das war sehr erholsam. Ich ziehe meinen Hut und freue mich über zwei kunstvoll geschachtelte Geschichten, die nahtlos zu einer werden.

Was für eine Freude!