Fesselnd und undurchsichtig

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lunamonique Avatar

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„Wahrheit gegen Wahrheit“ ist das Debüt von Autorin Karen Cleveland. Der Thriller wird mit Charlize Theron in der Hauptrolle verfilmt. Eine Entdeckung lässt das bisherige Leben von Viv wie ein Kartenhaus zusammenfallen.

CIA-Spionageabwehranalystin Vivian Miller will mit einem speziellen Algorithmus das Agentennetzwerk russischer Schläfer enttarnen. Das könnte ihre langersehnte Beförderung bedeuten. Zusammen mit Kollege Omar vom FBI fiebert sie auf den entscheidenden Tag hin. Viv gelingt der Zugriff auf den Computer eines russischen Agentenbetreuers. Als sie einen Ordner mit fünf Fotos öffnet, wird alles, an das sie bisher geglaubt hat, in Frage gestellt.

Die Geschichte wird in der Ich-Perspektive aus Sicht von Viv erzählt. Sie ist mit Software-Entwickler Matt 10 Jahre glücklich verheiratet und hat mit ihm vier Kinder. Der Einstieg mit dem Prolog weist auf eine ausweglose Situation hin. Was ist Viv gezwungen zu tun? Ein Rückblick, zwei Tage zuvor, lässt die Ereignisse Revue passieren. Von Anfang an baut sich Spannung auf. Vivs Recherchen steuern auf einen ersten Erfolg zu. Was wird sie finden? Die Wahrheit ist schockierend. Noch besteht Hoffnung auf eine Erklärung. Es fällt leicht, mit Viv mitzufühlen. Ehe, Familie, alles steht auf dem Spiel. Die Wende ist effektvoll inszeniert. War alles auf einer Lüge aufgebaut? Beide Hauptfiguren haben Persönlichkeit. Nicht ganz passen will zu Viv ihre Naivität. Sie besitzt Feingefühl, Intelligenz, eine gute Kombinationsgabe. Wie war es möglich, sie solange zu täuschen? Matt wird immer undurchsichtiger. Welche Rolle spielt er wirklich? Nicht nur für Viv lassen sich Lüge und Wahrheit schwer auseinander halten. Spekulationen werden in Gang gesetzt. Die Hoffnung kommt auf, dass Matt alles wieder gerade biegen wird. Bald wird klar, Viv ist die Stärkere von beiden. So richtig überzeugend wirken Matts Aktionen nicht. Ist seine Hilflosigkeit nur vorgegaukelt? Wer hat die Fäden wirklich in der Hand? Diese Frage zieht sich durch die Geschichte. Nichts scheint sicher. Das Undurchschaubare hält die Spannung bis zum Ende auf einem hohen Niveau. Ein bisschen rar geraten sind die Actionszenen. Eine Überraschung ändert wieder alles. Die Eiseskälte und Verschlagenheit eines Gegnern hätte überzeugender wirken können. Der Plot ist raffiniert gestrickt. Achterbahnemotionen bis zur letzter Seite und ein Ausklang, der es in sich hat.

Der Titel ist effektvoll in Szene gesetzt und zieht zusammen mit den wenigen Details die Blicke aufs Buch. Hohe Erwartungen werden geweckt. „Wahrheit gegen Wahrheit“ ist ein fesselndes Verwirrspiel. Gerne hätte der Thriller im letzten Drittel noch ein paar mehr Seiten haben können. Wird es eine Fortsetzung geben? Das Potential wäre da. Auch die Neugierde auf die Verfilmung ist geweckt.