Klatsch und Tratsch

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reiseweise Avatar

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Wallis Simpson, Duchess of Windsor und Frau des abgedankten Königs von England, ist eine eher ungewöhnliche Wahl für eine Buchreihe, die sich ansonsten offenbar als Heldinnen zu bezeichnenden Frauen widmet. Denn als Heldin wird Wallis in diesem Buch definitiv nicht dargestellt - im Gegenteil: Sie wird als berechnend, verletzend, unsicher, masochistisch, unbelesen, unsympathisch und machthungrig beschrieben. Nach zweihundert Seiten ist die erste Szene zu finden, in der sie Bewundernswertes tut.
Ihr Ehemann Edward kommt ähnlich schlecht weg (dumm, willenlos, kindisch) in den Kapiteln, die als Doppelbiographie der beiden Berühmtheiten dienen.
Dass ich dieses Buch so schlecht bewerte, liegt aber nicht an den unsympathischen Personen - dies sind historische Wahrheiten, das ist nicht das Problem. Problematisch ist, wie viel Spekulation das Buch enthält:
Da wird über mehrere Kapitel erzählt, dass Wallis Simpson intersexuell gewesen sein müsse. Beweis? Die Vermutungen einer Autorin eines anderen Buches über sie und ihre - Zitat! - "großen Hände". Und Edward? Bestimmt schwul. Beweis? Sein bester Kumpel war möglicherweise schwul, aber das weiß man auch nicht genau, denn über so etwas wurde ja nicht geredet damals. Diverse bekannte Persönlichkeiten werden nebenbei als lesbisch benannt, was ja alles interessant wäre, wenn mehr als regenbogenpresseartige Vermutungen geliefert werden würden.
Ebenso hat mich gestört, wie viele inhaltliche und redaktionelle Fehler es gab. Es macht einen Unterschied, ob von einer guten Partei oder einer guten Partie geschrieben wird und Wallis Simpson, die 20 Jahre nach dem Ende der Sklaverei in den USA geboren wurde, konnte unmöglich wie im Buch beschrieben, den Lynchmord an einem Sklaven in Baltimore gesehen haben.