Aufregung in Glaubenthal

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chrischid Avatar

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Nach nunmehr dreiundfünfzig Ehejahren sollte sie nun endlich kommen: die Freiheit. Nur noch Walters Leiche unter die Erde bringen dann hätte Hanni Huber ihre Ruhe. Doch beim Begräbnis der Schock – der Sarg rutscht ab, der Deckel öffnet sich und offenbart den Bestatter selbst anstatt des eigentlich Verblichenen. Und überhaupt, was macht diese fremde, vollkommen aufgelöste, Frau am Grab ihres Walters? Hannelore Huber spürt, dass in Glaubenthal eine Verschwörung im Gange ist, der sie selbst auf die Schliche kommen muss…

Nur noch ein letzter Akt, dann wäre der Schritt ins Witwen-Dasein geschafft und Frau Huber könnte sich aufopfernd und ausgiebig um ihren Garten kümmern. Doch dann kommt alles ganz anders und auch der Leser spürt sofort, dass etwas im Argen liegt, dem selbst nachgegangen werden muss, auf die Polizei ist in dem Fall nicht unbedingt Verlass. Zunächst allerdings bedarf es einer kurzfristigen Eingewöhnungsphase, der Autor, seines Zeichens Österreicher, erwischt nicht nur die dargelegte Situation, sondern auch den Leser eiskalt. Stilistisch auf den ersten Blick anstrengend anmutend, bekommt man mehr und mehr ein Gefühl für die sprachlich treffenden Beschreibungen, knackig platzierten Dialoge und mitunter bitterbösen Bemerkungen.

Spannend und gleichzeitig nebulös, was die Auflösung der Scharade angeht, gestaltet sich ein Schauspiel, in dem vermutlich nicht einmal die Figuren selbst alle Schritte kennen. Auch der Leser, einem Zuschauer gleich, wird mal in die eine, mal in die andere Richtung bugsiert. Bereitwillig lässt man dies geschehen, immer in der Hoffnung endlich einen Hinweis auf die wahrhaftigen Ereignisse zu erhaschen. Doch Thomas Raab ist nicht bereit so einfach für Klarheit zu sorgen, da wartet noch ein ganz besonderes Schmankerl zum Finale.

Mit „Frau Huber ermittelt – Der erste Fall“ betitelt, lässt sich mehr als nur vermuten, dass es ein Wiedersehen mit Hanni und den anderen Bewohnern Glaubenthals geben wird. Bleibt nur zu hoffen, dass nicht wieder eine falsche Leiche im Sarg liegt, eine solche Aufregung hält das stärkste Dorf nicht zweimal aus.