Ein Roman, der seinesgleichen sucht!

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„Einfach hingehen!, spielt die alte Huber mit dem Gedanken, sich zu dieser fremden schwarzen Witwe an den Tisch setzen und die Dame fragen: >Muss ja ein inniges Verhältnis zu meinem Mann gewesen sein, wenn Sie hier so losplärren!< „
Seite 57

Endlich ist er da, der von Hannelore Huber langersehnte Tag: Sie kann ihren Gatten zu Grabe tragen! Doch leider ist nichts, wie es auf den ersten Blick aussieht, da sind ein paar Leichen zu viel, auch eine trauernde Witwe ist überzählig, genauso wie die Herren in Schwarz, nur ihr Walter fehlt.
Ein Leben lang zum Teufel gewünscht, muss sie ihn jetzt, wo er nicht mehr lebt, suchen gehen – und ein paar andere Wahrheiten entdecken!

Was für ein scheinbar ruhiges Örtchen Glaubenthal. Und was für eine Geschichte! Hanni, eine Protagonistin, die ihresgleichen sucht. Störrisch, ihren eigenen Kopf durchsetzend, ihr Herz schon vor langer Zeit verschlossen und den Schlüssel verloren. So struppig und widerborstig und manchmal auch furchteinflößend wie ihr vierbeiniger Begleiter, der scheinbar aus dem Nichts auftauchte.

Sie spart auch nicht mit Weisheiten, da wird über unsere Gesellschaft gelästert (Ins Einkaufszentrum am Stadtrand fahren, um BioBio zu kaufen, statt beim Bauern ums Eck.) genauso wie über ihre Mitmenschen oder sich an früher erinnert, als dem Kaffee noch keine motorischen Fähigkeiten durch Anglizismen angedichtet wurden.

„Wie konnte sie an diesem vermeintlichen Freudentag auch nur vergessen, mit welchen Schwachköpfen diese herrliche Gegend besiedelt ist.“ (Seite 60)

Hannelore beginnt ihre Ermittlungen auf eigene Art, in ihrer dem Alter geschuldeten Langsamkeit und oft gesellschaftlichen Unsichtbarkeit wird sie unterschätzt und ermittelt schneller und präziser als das ungleiche Polizeiduo Swoboda und Unterberger-Sattler.
Und gegen Ende findet sie ihre Ruhe, ihren Walter und auch der Schlüssel zu ihrem Herzen taucht wieder auf…

Es hat ein wenig gedauert, bis ich mit Hanni (und dem Schreibstil) warm wurde, dafür habe ich sie auf den letzten Seiten umso mehr ins Herz geschlossen und ein paar Tränen zerdrückt!

Thomas Raab schreibt mit einem schier unglaublichen Wortwitz. Und es heißt aufmerksam lesen, denn das Tempo, in dem er Anspielungen einfließen lässt ist beachtlich!

Ein ungewöhnlicher Kriminalroman, der seinesgleichen sucht!