Herzerwärmend

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melange Avatar

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Zum Inhalt:
Was für ein Glück - endlich ist der ungeliebte Ehemann tot. Zwar unter sehr mysteriösen Begleitumständen gestorben, aber immerhin. Doch dann geht auf dem Friedhof der Sargdeckel auf und drinnen liegt nicht Walter Huber, sondern der Bestatter Albin. Und das bleibt nicht das Einzige, was im schönen Glaubenthal die Gemüter in Wallung und die Gehirnzellen von Hanni – Hubers Frau – ins Rotieren bringt. Denn schließlich will man doch wissen, warum an Walters Grab nicht nur eine andere Frau weint, sondern ein Politiker rote Rosen in die Grube wirft.

Mein Eindruck:
Thomas Raab hat eine wunderbare Tragikomödie geschaffen und sie in ein Krimimäntelchen gepackt – Dorfleben inklusive. Da wo jeder jeden kennt und trotzdem viele Geheimnisse gewahrt werden. Eingeteilt hat er sein Werk in sieben Abschnitte, die ihrerseits aus mehreren Kapiteln bestehen. In diesen Kapiteln wird zwar in der dritten Person, aber immer eindeutig aus der Sicht eines Charakters das Geschehen geschildert. So bleibt der Leser nicht nur am Puls der Protagonistin Hanni, sondern erreicht eine allumfassende Kenntnis der Dinge rund um Walters Verschwinden und weiterer Vorgänge im Dorf. Dabei muss ein zartbesaiteter Mensch vor dem Buch gerne einmal zum Taschentuch greifen – manches Mal, weil sich Lachtränen zeigen, genauso oft jedoch, weil einen die Rührung übermannt. Denn Raab zeichnet seine Personen so liebevoll und vielschichtig, dass sie trotz ihrer Fülle wiederzuerkennen sind und interessant bleiben; jung oder alt, einfach oder gebildet, Einheimischer oder Wie-auch-immer-Migrant: Für jeden findet Raab eine einleuchtende Art, sich in deutscher Sprache auszudrücken, - und wenn es in Lautschrift ist und langsames Lesen erfordert.
Und noch etwas gefällt: Die Einbettung in die heutige Zeit mit allen gesellschaftspolitischen Umständen derselben. Denn Raab zeigt zwar seinen Zeigefinger, aber nicht, um ihn moralisch zu erheben, sondern den Lesern in die Brust zu pieken… oder ins Zwerchfell…
Aber einen Grund gibt es doch für einen Punktabzug: Die Zusammenhänge um das Ableben einer Person sind mir zu unmenschlich und pragmatisch im schlechtesten Sinn gelöst. Hier fehlt die Wärme, die sich sonst den Weg klammheimlich ins Herz sucht – gegen die größte Verbitterung – und schließlich ein Lächeln hervorzaubert. Auf jeder Wange.

Mein Fazit:
Das Herz zumeist auf dem rechten Fleck