Ein ehrliches Mutmachbuch

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jericothoem Avatar

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Wanda ist ein Mutmachbuch, ein gesehenwerdenbuch und ein füreinanderdaseinbuch. Wanda ist auch ein Buch mit den treffendsten mehrwortwörtern. Der Schreibstil hat mir sehr gefallen, ich habe langsamer gelesen als sonst und musste mich deutlich mehr konzentrieren, weil die Sprache so unvorhersehbar war. Ich wusste nie, was als nächstes passiert und trotzdem kam es mir alles so richtig vor. Die Art wie sich Fantasie und Realität vermischen ist schön und macht eindrückliche Szenen noch eindrücklicher. Manchmal hatte ich kurz das Gefühl alles wäre möglich und manchmal tat das weh, weil es eben alles gar nicht mal so einfach ist. Dieser Zwiespalt wird in "Wanda" von großer Ehrlichkeit und Aktzeptanz und einem "und gleichzeitig" getragen. Beides ist okay, zu Hoffen und vor lauter Schwere nicht in die Leichtigkeit eintauchen zu können. Diese Art des Erzählens, zusammen mit den vielen verschiedenen Lebensthemen, die angesprochen werden, bieten viel Identifikationspotential. Wie hier über Gefühle geschrieben wird ist einfach toll, egal, wie alt man ist.

Das Berlin im Buch gefällt mir, die verschiedenen Charaktere, die sich gegenseitig ergänzen und herausfordern und die sich mit ihrem sie-selber-sein von der Umgebung abgrenzen, haben mich schnell für sich eingenommen. Sie werden vielschichtig und mit Verständnis erzählt, allen voran natürlich die titelgebende Wanda, die sich selbstständig macht, statt darauf zu warten vom Jugendamt von der, mal wieder gescheiterten, Pflegefamilie abgeholt zu werden. Auch eine Bärin ist in dieser Nacht unterwegs und verändert etwas an der Stadt und den Menschen darin.

Mich beeindruckt, wie ein Buch, das so ehrlich die immer mal sehr schmerzhafte Realität anerkennt, es geschafft hat, mir Mut zu machen, genauso ehrlichen, echten Mut, wie das schmerzhafte an der Realität ist.

Wanda ist eine schöne Geschichte, ein Kinderbuch, das ich empfehle mag. Mir hats gut getan.