Den Schrecken des Ghettos begreifbar machen

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Mit gerade einmal 15 Jahren erlebt die junge Polin Mary Berg den Aufbau des Warschauer Ghettos und das menschenunwürdige Leben in welches tausende Jüdinnen und Juden gezwungen werden aus erster Hand. Nachdem ihr Tagebuch in englischer Form bereits vor etlichen Jahrzehnten erschien, erscheint ihr Bericht nun endlich auch auf Deutsch. Zur Form lässt sich deshalb nur wenig sagen, es handelt sich eben um ein Tagebuch. Marys präzise Beschreibungen und selektiven Niederschriften sorgen jedoch dafür, dass man als Leser trotz des Formats immer interessiert bleibt.

Das wichtigste ist natürlich der Inhalt und der hat es in sich. Viel Kriegsliteratur konzentriert sich auf die systematische Vernichtung von Leben die in den Konzentrationslagern stattfand, mit dem Anne Frank Tagebuch als das berühmteste Beispiel dieser Lektüre. Mary Bergs Tagebuch setzt mit dem Bericht über den Aufbau des Ghettos an einer früheren Stelle an und zeigt die stetige Entwertung und Entmenschlichung jüdischen Lebens im Dritten Reich. Die Berichte sind haarsträubend und schockierend. Sie zeigen zugleich, wie sich die Bewohner des Ghettos eisern wehrten ihre Menschenwürde zu erhalten und ihr Leben unter so widrigen Umständen zu organisieren. Die Berichte über die blühende Kunst, Musik und Theater im Ghetto sind unter diesem Aspekt wahrlich beeindruckend.

Ich kann dieses Buch als Augenzeugenbericht nur uneingeschränkt empfehlen. Auch die zusätzlichen Erläuterungen und Einführungen helfen, Marys Berichte in den geschichtlichen Kontext einzuordnen. Er zeigt eindringlich, wie schnell Menschen durch Diskriminierung und Verfolgung ihrer Würde beraubt werden können
Gerade in heutigen Zeiten sollte Mary Bergs Tagebuch deshalb als mahnendes Beispiel gelesen werden.