Lässt einen sprachlos zurück

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miriamklee Avatar

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Es gibt Bücher, die sich eigentlich jeder Bewertung entziehen durch ihre Einzigartigkeit. Mary Bergs Tagebuch über ihre Zeit im Warschauer Ghetto und die anschließende Odyssee in das rettende Amerika gehören dazu.
Mary lebte bis zum Einmarsch der Nazis in Polen in Łódź, als die Deutschen dann anfingen, Juden in Ghettos zu sperren, flüchtet sie mit ihrerFamilie nach Warschau, in der Hoffnung, dort sicherer zu sein.

Mary beschreibt in ihrem Tagebuch eindringlich, wie sich die Verhältnisse immer Ghetto immer weiter verschlechtern, die Nahrungsmittelknappheit, Misshandlungen durch die Wachleute und die verheerenden Auswirkungen von Seuchen. Sie selbst ist noch in der „glücklichen“ Lage, dass ihre Eltern noch etwas Geld und Einfluss haben, so dass die schlimmsten Folgen sie zu Beginn selbst noch nicht betreffen, doch mit großer Empathie und Frustration ob ihrer Hilflosigkeit beschreibt sie das Elend armer Flüchtlinge oder der Waisenkinder.

Mary nimmt an keiner Stelle ein Blatt vor den Mund und zeigt sowohl die Grausamkeiten der Besatzer auf, aber auch den Antisemitismus, der in Teilen der polnischen Bevölkerung herrscht. Genauso aber Korruption und Habgier bei führenden Persönlichkeiten im Ghetto.

Gleichzeitig ist sie immer noch ein junges Mädchen mit Träumen und Wünschen. Trotz aller Widrigkeiten geht es auch Freundschaften und natürlich ist sie auch verliebt. Aber genau das, dass man immer wieder merkt, dass hier ein junges Mädchen schreibt, macht das Buch so berührend und authentisch.

Ich habe durch das Buch auch zum ersten Mal von Personen gehört, die ich davor nicht kannte, wie einem jüdischen Arzt und Pädagogen, der mit seinen Schützlingen aus dem Waisenhaus freiwillig in den Todestransport ging, um ihnen die Angst zu nehmen.

Allein diese Szenen nochmal zu rekapitulierten, berührt mich immer noch.

Unbedingte Leseempfehlung!