Bewegend und moralisch herausfordernd
„Warda“ hat mich sofort in seinen Bann gezogen, weil es nicht nur eine spannende Liebesgeschichte erzählt, sondern auch mutig Fragen aufwirft, bei denen man als Leser selbst ins Grübeln kommt. Agnesa, die nach einem Terroranschlag ohne Erinnerungen aufwacht, ist eine Figur, die gleichzeitig verletzlich und gefährlich wirkt – und genau diese Ambivalenz macht die Geschichte so fesselnd.
Die Situation, dass sie von Tamer aufgenommen wird, dessen Schwester beim Anschlag ums Leben kam, sorgt für eine unterschwellige Spannung, die das ganze Buch über präsent ist. Ich habe jede Begegnung der beiden mit einem Knoten im Magen gelesen, weil man weiß, dass die Wahrheit früher oder später ans Licht kommt. Die wachsende Nähe zwischen ihnen ist zugleich berührend und beklemmend – eine Mischung, die mich emotional völlig gepackt hat.
Besonders stark fand ich, wie die Autorin die innere Zerrissenheit beider Figuren darstellt. Warda beginnt, in dieser neuen Familie so etwas wie Frieden zu finden, während Tamer zwischen Trauer, Misstrauen und Zuneigung schwankt. Das macht die Liebesgeschichte glaubwürdig und nachvollziehbar.
Den fünften Stern habe ich nicht vergeben, weil ich an einigen Stellen das Gefühl hatte, dass gewisse Wendungen zu früh angedeutet werden und die Auflösung dadurch etwas an Überraschung verliert. Trotzdem ist „Warda“ ein Buch, das mich nicht losgelassen hat – auch nach der letzten Seite habe ich noch darüber nachgedacht, wie sehr Liebe und Hass in der Realität ineinander greifen können.