WARDA - Die Dornen der Rose

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Ich habe mit „Warda – Die Dornen der Rose“ erstmals ein Buch von Rose Daniel gelesen, obwohl sie bereits zwei andere Werke auf Deutsch veröffentlicht hat. Da mir der Klappentext sofort ins Auge gefallen ist und starke Neugier geweckt hat, war meine Erwartung an die Geschichte entsprechend hoch. Besonders das Geheimnisvolle und Düstere, das schon im Vorfeld angedeutet wurde, sprach mich sehr an.

Von Anfang an fand ich es sehr interessant, dass die Leserschaft über Wardas Schuld am Anschlag bereits Bescheid wusste, während die Protagonistin selbst durch ihren Gedächtnisverlust völlig ahnungslos war. Dieser Spannungsmoment hat mich direkt in die Geschichte hineingezogen, weil man gleichzeitig mitfiebert, wie es für sie sein muss, Schritt für Schritt eine Wahrheit über sich selbst zu entdecken, die sie nicht kennt – oder nicht kennen will. Dadurch stellt die Autorin Fragen, die einen beim Lesen beschäftigen: Wie viel unsere Persönlichkeit hängt an unseren Erinnerungen? Sind wir noch dieselben Menschen, wenn wir unser „Vorher“ verlieren?

Das Spiel mit Gedächtnislücken, Zweifeln und dem rekonstruierten Selbstbild war meiner Meinung nach das stärkste Element des Buches. Besonders spannend war für mich zu sehen, wie Warda ihr eigenes Weltbild überdenken muss, weil ihr die Basis – ihre Vergangenheit – fehlt. Diese innere Zerrissenheit war glaubwürdig dargestellt und hat die emotionale Ebene der Geschichte getragen.

Trotz all dieser interessanten Aspekte blieb mir persönlich am Ende jedoch eine gewisse Ernüchterung zurück. Ich hatte mir mehr erhofft – vielleicht eine noch dichtere Spannung, tiefere Figurenzeichnung oder eine stärkere emotionale Bindung zu Warda. Irgendetwas fehlte mir, um vollständig mitgerissen zu werden. Möglicherweise liegt es schlicht auch an meinem eigenen Lesezeitpunkt, denn manchmal hängt der Zugang zu einer Geschichte stark davon ab, in welcher Lebens- oder Gefühlslage man sich gerade befindet.

Insgesamt ist „Warda – Die Dornen der Rose“ für mich eine Geschichte, die viele spannende Fragen über Identität, Schuld und Erinnerung aufwirft und in ihrem Kern sehr interessant erzählt ist, die mich aber nicht gänzlich so berührt hat, wie ich es mir erhofft hatte. Ich könnte mir trotzdem vorstellen, noch ein weiteres Buch von Rose Daniel auszuprobieren, um herauszufinden, ob ich ihren Schreibstil in einem anderen Werk stärker fesseln kann.