bezaubernde Liebesgeschichte mit festgelegtem Ende?

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sonnenschein1980 Avatar

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Evelyn und Joseph sind seit 60 Jahren verheiratet und haben drei erwachsenen Kinder. Eines Tages rufen sie die Familie zusammen und verkünden, dass sie in einem Jahr ihrem Leben ein Ende setzen werden. Evelyn hat Parkinson und wird irgendwann ihren Körper nicht mehr unter Kontrolle haben. Ihre Kinder sind natürlich geschockt, gehen aber unterschiedlich mit der Situation um.

Das Cover gefällt mir sehr gut und gibt die Stimmung des Buches wieder. Zwei Personen stehen verschlungen am Ende des Dünenweges vor dem weiten, offenen Meer.

Amy Neff hat sich mit einem sehr sensiblen Thema auseinandergesetzt. Evelyn hat eine unheilbare Krankheit. Ihre Hände zittern zu Beginn des Buches schon häufig und es ist absehbar, dass Sie irgendwann die Kontrolle über ihren Köper verlieren wird. Sie nähert sich dem Thema sensibel und aus verschiedenen Perspektiven. So sind die meisten Kapitel aus Evelyns bzw. Josephs Sicht geschrieben. Auch die drei Kinder Jane, Thomas und Violet, kommen in jeweils einem Kapitel zu Wort. So erfährt der Leser etwas über deren Hintergründe und kann ihr Verhalten, sowie ihre Einstellung zum geplanten Suizid der Eltern besser einordnen.

Der Roman ist angenehm zu lesen, der Schreibstil lässt einen flüssigen Lesefluss zu. Oft erfolgte die Beschreibung der Situationen mit viel Liebe zum Detail.
Die Kapitel springen zwischen unterschiedlichen Zeiten hin und her. Es wird zum einen erzählt, wie die Liebe von Evelyn und Joseph in 1940 beginnt und wie sie in der Folge ihre Familie gründen. Zum anderen beschreibt Neff das letzte geplante Jahr von Juni 2001 bis Juni 2002. Ich fand den Roman spannend. Denn die Hoffnung, dass es doch nicht zu diesem Suizid, bzw. gemeinsamen Suizid, kommt, ist allgegenwärtig. So verkündet Rain, Evelyns und Josephs Enkelin, dass sie schwanger ist. Das Baby soll voraussichtlich einen Monat, bevor die Großeltern ihrem Leben ein Ende setzen wollen, zur Welt kommen. Es wird deutlich, dass besonders Joseph dies bedauert. Können verschieden schöne Ereignisse zumindest Joseph davon abhalten, seinem Leben ein Ende zu setzen?

Mir ging das Buch unter die Haut und hat mich während des Lesens öfter innehalten lassen. Ich habe darüber nachgedacht, was so eine Diagnose wohl mit mir machen würde. Und kann man einer Familie zumuten, so offen wie Evelyn und Joseph damit umzugehen, ihrem Leben in einem bestimmten Monat ein Ende zu setzen?