Als Trauerrednerin eigene Trauer verarbeiten

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esbirgit Avatar

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Das Buch von Louise Brown war meiner Meinung nach längst überfällig. Mir jedenfalls stellten sich über viele Jahre hinweg bei jeder Beerdigung, an der ich teilnahm, die Frage, ob die Feier, so wie sie ablief, der Persönlichkeit des Verstorbenen überhaupt gerecht wurde. Wäre da nicht viel mehr Persönliches, Unverwechselbares, Erinnerungswürdiges möglich gewesen? Sollte nicht die Trauergemeinschaft gemeinsam ihres Freundes, ihrer Freundin, ihres Verwandten, ihrer Verwandten gedenken, schöne Erinnerungen erwähnen, das Einzigartige dieses Verstorbenen im gemeinsamen Gespräch hervorheben. Statt dessen die immer gleichen Sätze und Rituale und jeder scheint sich damit zufrieden zu geben.
Umso spannender fand ich die Lektüre des Buches, vor allem, weil die Autorin Berufliches und Privates miteinander verwebt: Ihre Erfahrungen anlässlich des Todes ihrer Eltern im Abstand von 3 Monaten und ihre Erfahrungen als Trauerrednerin – zu der sie erst danach geworden war.
Eine Fülle guter Gedanken und Beobachtungen rund um Sterben, Beisetzung und Trauerarbeit.
Die Autorin stand beim Tod der Eltern nicht souverän über der Sache und gibt das auch offen zu.
Aus dieser Position der im Umgang mit dem Tod Unerfahrenen lernt sie als Trauerrednerin peu à peu dazu und gibt diese Erfahrungen ohne Überheblichkeit weiter. Sehr sympathisch und locker, trotz des ernsten Themas.
Es lohnt sich, dieses Buch mehrmals zu lesen, sich besonders passende Gedanken oder Tipps zu notieren, um darauf bei Bedarf zurückgreifen zu können.
Leider allzu oft werden wir die Möglichkeit haben, das Gelesene anwenden zu können, sei es in einem Kondolenzbrief und allgemein beim Umgang mit einer trauernden Person im Verwandten- oder Bekanntenkreis. Die Blickrichtung verändert sich, man wird wahrhaftiger und der oder die andere wird einem die Offenheit und Teilnahme danken.
Somit kann ich dieses besondere Buch nur weiterempfehlen.