Das Sein zum Tode

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
20something. Avatar

Von

Im Bereich der philosophischen Anthropologie wird nahezu unangefochten die These vertreten, dass sich der Mensch im Gegensatz zum Tiere durch ein fundamentales Merkmal auszeichnet: Sein Mortalitäts- und Zeitlichkeitsbewusstsein. Der Mensch scheint das einzige Wesen zu sein, welches sich seiner eigenen Sterblichkeit, der Begrenzung seiner Lebensspanne wie seiner Zeitlichkeit bewusst ist. Unter Martin Heideggers bekanntem Diktum "Sein zum Tode" kann somit basaler auch ein "Sein zur Zeitlichkeit" verstanden werden, welches unser Dasein durchzieht und unser tun durchwirkt; um es in den Worten des Philosophen Sebastian Knell zu sagen, ist es der Fall, "dass wir uns [...] im praktischen Vollzug unserer Existenz zur Dauer unserer Existenz verhalten. Wir entwerfen uns in unserem Handeln stets auf eine endliche Zukunft hin [...]."

Diese Eigenschaft der Orientierung am Tode spiegelt den Inhalt von Louise Browns im Herbst 2021 im Diogenes erschienenen Buch "Was bleibt wenn wir sterben. Erfahrungen einer Trauerrednerin". Nach der Erfahrung des Todes der eigenen Eltern entschließt sich Brown, studierte Politikwissenschaftlerin und lange Jahre als Journalistin tätig, umzusatteln und fortan der Tätigkeit des Trauerredens nachzugehen. In ihrem Buch nimmt sie die Lesenden mit auf eine Reise zur Auseinandersetzung mit dem Sterben und dem Tode - aus ihrer Perspektive wie auch bezogen auf die Sterbenden und die hinterbliebenen Trauernden. Eine Ansammlung wertvoller Gedanken und Erfahrungen im Umgang mit dem, was uns als sterblichen Organismen zu irgendeinem Zeitpunkt unseres Lebens allen bevorsteht.

Ein hervorragendes Buch, welches neue Perspektiven aufzeigt und vor Augen führen kann, was wir am Leben haben. Eine deutliche Empfehlung!