Sensibel und authentisch

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vo.nicole Avatar

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Die Journalistin Louise Brown schreibt in „Was bleibt wenn wir sterben – Erfahrungen einer Trauerrednerin“ über den Umgang mit dem Tod angesichts ihrer eigenen Erfahrungen und ihrem Wirken als Trauerrednerin.

Louise Brown wurde lange Zeit, abgesehen vom Verlust ihres Hamsters in Kindheitstagen, nur bedingt mit dem Tod konfrontiert. Dies änderte sich mit dem Tod ihrer Eltern, als ihr schlagartig die Vergänglichkeit und Endlichkeit des eigenen Seins bewusst wird. Seitdem hat sie ihren Fokus auf die Trauerarbeit gelegt und arbeitet als Trauerrednerin. So wird sie oft Zeugin dessen, was bleibt, wenn ein Menschenleben sein Ende findet.

Die Autorin berichtet dabei zum einen von ihren eigenen Erfahrungen. Wie hat es sich angefühlt, plötzlich keine Eltern mehr zu haben? Wieso konnte sie die erste Zeit nicht das Grab der beiden besuchen? Und was bereut sie im Nachhinein, wenn sie an die Trauerrede für ihre Eltern denkt? Darüber hinaus lernt man als Leser:in aber auch zahlreiche Schicksale und Menschen kennen, deren Tod Louise Brown als Trauerrednerin begleitet hat. Das ist zum Beispiel die ulkige und direkte Hilde, die mit über 100 am liebsten noch Auto gefahren wäre. Oder Ingo, der trotz eines schicksalsreichen Lebens und schwerer Krankheit stets positiv blieb. Auch Karl-Heinz „Kuddel“ bleibt im Gedächtnis, der bis ins hohe Alter noch Traktor fuhr und den die Natur um sich herum vollends zufrieden stellte.
Untermalt wird das gesamte Buch von zahlreichen Sprüchen und Gedichten, die zum Nachdenken verleiten. So kommt etwa Rainer Maria Rilke zu Wort mit seinem berühmten Vers „Die Blätter fallen, fallen wie von weit, als welkten in den Himmeln ferne Gärten.“

Insgesamt wirkt dieses Buch sehr authentisch und berührt einen als Leser:in durchweg. Louise Brown schreibt sehr ehrlich. Man fühlt sich der Autorin und ihren Emotionen sehr nah. Daraus lässt sich eine Menge Kraft und auch eine Methode zum Umgang mit so einem sensiblen Thema wie dem Tod ziehen. Und es macht deutlich, dass Trauer nicht nur aus Traurigkeit besteht und dass das, was bleibt mehr ist als nur die bloßen Meilensteine eines Lebenslaufs. Stattdessen sind es viel mehr die Emotionen, Traditionen und Artefakte, die in Erinnerung bleiben. Diese Erkenntnisse verpackt Louise Brown in ihrem Buch mit einem wunderbar flüssigen Schreibstil und präzise ausgewählten Worten.

Eine absolute Leseempfehlung – vielleicht gerade für Menschen, die in letzter Zeit mit dem Tod konfrontiert wurden.