Interessanter Denkversuch über das Leben nach dem Tod

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lora Avatar

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Die amerikanische Anwältin Brek wird mit nur 31 Jahren getötet, hinterlässt ihren geliebten Mann, der ein erfolgreicher Fernsehjournalist ist, und eine 10-Monate alte kleine Tochter. Die Geschichte spielt ab diesem Zeitpunkt aus der Sicht der Toten. Brek landet im Himmel, Schemaja genannt, schaut auf ihr Leben zurück und bekommt den Auftrag, andere Menschen zu verteidigen. Mit diesem ungewöhnlichen Setting hat mich der Autor James Kinnett überrascht und neugierig gemacht. Ich habe mich schon bei der Leseprobe gefragt, in welche Richtung sich das Buch entwickeln wird? Wird es um Brek gehen, ihre Vergangenheit, ihr Leben und warum sie ermordet wurde? Oder eher um die anderen Toten, die sie verteidigt, um Schuld allgemein? Oder um das Leben nach dem Tod?
Die Antwort auf diese Fragen gab mir die Lektüre des ganzen Buchs, das sich als überraschend spirituell herausgestellt hat.

Die Geschichte liest sich flüssig und bildreich und mir gelang es gut, mich in die Personen hineinzuversetzen. Ich erlebte Breks Zweifel an ihrem Tod, ihre Sehnsucht nach dem Leben, das sie verloren hat und den Schmerz, ihr Lieben zurückgelassen zu haben. Ihre Situation war die eines „Zwischenzustands“, den Seelen durchleben, die noch nicht ganz loslassen können. Dieser Zustand ist vom Autor sehr originell gestaltet und wunderbar beschrieben. Daneben erfährt man viel über Breks Persönlichkeit und ihr Leben bis hin zu ihrer Familiengeschichte, denn die Personen, die sie verteidigen muss, stehen alle in einer Beziehung zu ihr, auch wenn das erst später deutlich wird. Durch die anderen Personen geht es um den Holocaust und den Zweiten Weltkrieg und den Umgang mit dieser Zeit. Vor allem aber wird bei allen Personen deutlich, dass es nicht so einfach ist, zu beurteilen, was gut oder böse ist. Gerechtigkeit und Liebe, Schuld und Vergebung sind die großen Themen, um die sich letztlich alles dreht.
Dabei ist der Roman trotz der philosophischen Anteile spannend und hält einige Überraschungen bereit. Es bleibt der Eindruck eines Buches, das mehr ist als eine originelle Geschichte, sondern das mich noch nach dem Lesen länger beschäftigt hat.