etwas ratlos

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linda.konig12 Avatar

Von

„Was das Meer verspricht“
von Alexandra Blöchl


„Du solltest es auch mal ausprobieren.“
„Was?“
„Ins kalte Wasser springen.“
„Warum sollte ich das machen?“
„Weil es einen durchrüttelt“, sagte Marie.
„Es ist wie ein Schock fürs System, eine Welle der Aufregung, die über einen zusammenschlägt. Boom. (…)
Es schärft die Sinne. Und dann das glückselige Hoch, wenn man wieder auftaucht.“

Die junge Frau Vida lebt seit ihrer Kindheit auf der kleinen Insel N.
Verbringt dort die Tage mit ihren Eltern im eigenen Laden und Cafe und wird bald ihren Jugendfreund heiraten. Sie ist zufrieden und mag ihr unaufgeregtes Leben, in dem sie nie irgendetwas will.
Bis Marie in das leere Haus gegenüber einzieht und ihr Leben durcheinander bringt. Ihre Gedanken neu sortiert, Gefühle aufwirbelt und Bedürfnisse weckt.
Es entwickelt sich eine Freundschaft und eine Affäre und für Vida wird dies zum Lebensinhalt. Der Punkt um den sich alles kreist. Der blinde Fokus, der am Ende alles zur innerlichen Eskalation bringt.

Es sind wunderbare und heftige Sätze in diesem Roman. Viele intensive Momente und Gedanken die dazu anregen weiter hinzufühlen und sich mit den Figuren auseinander zu setzen.
Dabei hatte ich zu Anfang große Freude und wurde schnell in die Geschichte hineingezogen.
Doch leider flacht mit der Zeit die Handlung etwas ab und verliert an Schwung.
Zu viele plakative Sätze die irgendwie für den Inhalt nicht von Bedeutung sind und -meiner Meinung nach- nur für einen Spannungsaufbau da sind, haben mich an einigen Stellen sogar geärgert.
Die Handlung und somit auch die Entwicklungen der Gefühle bleiben nur an der Oberfläche und die Beziehungen der Personen werden für mich nicht nachvollziehbar dargestellt.

Und dann kommen da plötzlich wieder diese schönen Textstellen und passen da so gar nicht rein.
Aber ich lese sie gern...bin aber leider etwas ratlos.

„Wie viel Macht der Schmerz über uns hat.
Er bringt uns dazu, uns nur noch auf diesen einen Punkt zu konzentrieren, nichts anderes mehr zu fühlen, und wenn doch, dann ist es eingehüllt von seinem Schwarz. Er dezimiert uns.
Er macht uns zu dem, was wir nie sein wollten. (…)
Es ist ungerecht, wie leicht es dem Schmerz gelingt, seine undurchsichtige Konsistenz über alles zu kippen, wie zähflüssige Lava, wie Teer.“