Sehnsüchte und Authentizität

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Was das Meer verspricht ist ein leises, aber unglaublich kraftvolles Buch, das mich mit seiner besonderen Atmosphäre sofort abgeholt hat. Die Geschichte spielt auf einer kleinen Insel, und man spürt beim Lesen förmlich die salzige Luft und das raue Meer. Alexandra Blöchl erzählt sehr einfühlsam von Selbstfindung, Mut und der Frage, wie viel man seinem eigenen Leben schuldig ist.

Vida, die Hauptfigur, fand ich von Anfang an spannend. Sie ist eine von denen, die immer funktioniert haben, nie infrage gestellt haben, was von ihnen erwartet wird — bis eine neue Person ins Leben tritt und alles durcheinanderbringt. Marie ist genau das Gegenteil von ihr: frei, unabhängig, mutig. Die Verbindung zwischen ihnen entwickelt sich authentisch, ohne kitschig zu wirken.

Was ich besonders mochte: die langsame, dichte Erzählweise und die starke Bildsprache. Manche Szenen wirken fast wie ein Film, so schön sind sie beschrieben. Auch die Konflikte, gerade als Vidas Bruder Zander zurückkehrt und die Gefühle kompliziert werden, sind glaubwürdig und berührend erzählt.

Ein kleiner Abzug, weil es zwischendurch ein paar Längen gab und ich mir an manchen Stellen etwas mehr Tempo oder Überraschung gewünscht hätte. Trotzdem ein wunderschöner Roman über Sehnsüchte, Freiheit und den Mut, sein eigenes Leben zu leben. Definitiv eine Empfehlung für alle, die atmosphärische Geschichten mit Tiefgang mögen.