Tiefe Wasser

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rebeccawinter Avatar

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Alexandra Blöchl schreibt nach ihren unter Pseudonymen veröffentlichten Jugendromanen und leichter Unterhaltungslektüre nun einen ersten Roman unter ihrem bürgerlichen Namen.

Passend zum aquatischen Titel „Was das Meer verspricht“ sind das gebundene Buch, Lesebändchen und Schutzumschlag in blau-türkis gehalten. Auf dem Cover sehen wir eine gelassene Schwimmerin – zwei Drittel des Bildes sind der Meerestiefe vorbehalten. So wird man bereits sehr subtil auf den Romaninhalt hingewiesen.

Denn auch die Geschichte spielt sich nur faktisch an der Oberfläche eines ruhigen, vorhersehbaren Insellebens ab. Unter einer dünnen Schicht aus vorgeblicher Zufriedenheit und Harmonie liegen die Depressionen der Mutter, die Resignation des Vaters und eine Tochter, die Hauptfigur Vida, die versucht die Lücke, die ihr bereits vor Jahren auf das Festland gezogene Bruder Zander gelassen hat, zu füllen. Sie arbeitet im Laden der Eltern und steht vor der Hochzeit mit ihrem Jugendfreund. All dies wird von ihr nicht hinterfragt, sondern es ist selbstverständlich. Sie stellt nicht eigene Bedürfnisse hinten an – nein, sie scheint gar keine zu haben. Mit dem Zuzug von Marie wird alles anders und die Oberfläche, das Inselleben, bekommt Risse bis zur Zersplitterung.
Die Persönlichkeit von Vida wird sehr einfühlsam und detailliert geschildert, als Leser nimmt man an ihrer Entwicklung teil. Dagegen bleiben die anderen Beteiligten etwas blass.
In einem flüssigen und mitreißenden Schreibstil nimmt der Roman immer mehr Tempo auf, ich konnte ihn kaum aus der Hand legen.
Ein wenig wurde ich an die Romane von Barbara Vine erinnert.
Mir hat die neue Richtung von Alexandra Blöchl sehr gut gefallen.