Und hier Spricht das Meer zu uns

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lacrima.la.saoirse Avatar

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Diese Geschichte ist so anders, als alles was ich zuvor los. Sie ist rau, sie ist wild, sie ist still und so unfassbar laut. Sie vereint alle Gegensätze und wirkt doch in sich selbst wie ein Widerspruch.
Was zunächst auffällt ist die Kürze der Kapitel. Teilweise in nicht mehr als zwei Seiten wird man sehr zügig durch die Geschichte gelenkt, die wir aus der Perspektive von Vida erfahren. Vida ist nicht nur der Charakter, der am meisten Platz einnimmt, er ist es auch, der sich am meisten verändert und das in einer schier unglaublichen kurzen Zeit und mit einer unbändigen Wucht. Und doch ist es nicht sie, die das Interesse an dieser Geschichte weckt. Es ist viel mehr ihre Erzählung, ihre Wahrnehmung von Marie. Und Marie, sie fasziniert, sie weckt verborgene Wünsche und verbotene Gefühle.
Die Dynamik des Buches hat mir gut gefallen, die Atmosphäre wechselt von sachlichen Beschreibungen, zu philosophischen Gedanken und bitteren Erkenntnissen. Auch wenn es an manchen Stellen langatmig wurde, steuert die kleine Nussschale, in der Sich Vida befindet, unaufhaltbar auf den Abgrund zu und diese Spannung merkt man. Ebenso wie die kleinen Veränderungen in Vidas Gedanken und Handeln, ihre Sicht auf das Leben und die Welt. Es ist absolut faszinierend geschrieben und ich bin beeindruckt von diesem Talent.
Das Ende kam dann ebenso abrupt, wie die ganze Geschichte anfing. Auch wenn ich im ersten Moment dachte, es ginge zu schnell, erkenne ich jetzt mit etwas Abstand, dass es genau so sein musste. Und es ist fast so, als würde das Meer eine Warnung überbringen.
"Was das Meer verspricht" ist ein absolut faszinierendes und grandioses Buch, mit interessanten Charakteren und noch besseren Dynamiken. Aber man muss sich darauf einlassen.