Ich sehe was
Seit fast 20 Jahren lebe ich in Mecklenburg-Vorpommern und habe noch nie von der Griesen Gegend gehört. Glücklicherweise konnten Freunde helfen, die zum Teil selbst schon lange in diesem grauen Einerlei leben. In dieser Einöde befinden sich jedoch Orte wie Ludwigslust, Hagenow, Lübtheen, Boizenburg oder Dömitz an der Elbe. Also, nicht wirklich Einöde. Der Ursprung dieser Bezeichnung ist nicht ganz geklärt. Auf jeden Fall ist sie heute eine „Destination“, auf die sich diverse Touristiker stürzen. Also – wieder etwas gelernt.
In dieser Gegend spielt die Geschichte von Laura Maaß. Das Buch ist ihr Erstling. Sie selbst ist in Schwerin aufgewachsen und heute in der Werbung tätig. Und ein Schelm, wer …, aber der geübte Stil lässt sich nicht verhehlen. In einem Interview sagt sie, dass sie schon als Kind gerne Geschichten geschrieben hat. Erst Tiergeschichten, dann Hexengeschichten, und dann kam die Liebe dazu. Und die Liebe spielt auch die zentrale Rolle in „Was du siehst“. Laura Maaß hat die Gnade der späten Geburt und die DDR selbst nicht erlebt. Also hat sie sich akribisch mit dem Leben der Menschen beschäftigt. Erst mit Familienmitgliedern, dann in immer größeren Zusammenhängen. Ich bin zwar deutlich älter als die Autorin, habe aber die „historischen Fehler“, die sie offenbar gemacht hat, nicht bemerkt. Da geht also meinerseits gern „Gnade vor Recht“.
Der Ausschnitt der Maaß’schen Familiengeschichte beginnt 1967: Als Ruth hochschwanger von ihrem Geliebten in Ost-Berlin sitzen gelassen wird, zieht ihr Vater, der offensichtlich ein hohes Tier in der Partei ist, alle Register, um diese Schande zu glätten. Ruth muss in ein Dorf in besagter griesen Gegend zum Onkel, der in einer winzigen Wohnung als Schulhausmeister lebt. Dort soll das Kind zur Welt kommen.
Ruth ist bald heimisch in dem für uns namenslosen Dorf. Hannah wird ihre Freundin und die beide Kinder, Andreas, Hannahs Sohn, und Jule, Ruths Tochter, werden ebenso Freunde. Das beliebte Spiel der beiden ist „Ich sehe etwas, was Du nicht siehst, und das ist ….“. Und nun begleiten uns diese Farben durch die Handlung. Blaubeergrün, blutrot, FDJ-Blau. So tönen die Farben die Themen und Stimmung der jeweiligen Kapitel an.
Jule und Andi wachsen gemeinsam auf und gehören zusammen. Bis nach der Wende, Jule die entscheidende Frage stellt: Wer und wo ist mein Vater? Und sich auf den Weg macht. Andi bleibt zurück. Und die Liebe und Sehnsucht übernehmen die Handlung.
Es gibt Stimmen, die sagen, nun wäre es dann auch mal genug mit der Liebe. Halt‘ damit und zu dick aufgetragen. Ja, das mag sein, und normalerweise bin ich in solchen Fällen immer die erste, die „Kitsch“ kräht. In diesem Fall, siehe oben, „Gnade vor Recht“.
P.S.: Was für eine tolle Nachricht. Ein neuer, kleiner, inspirierter Verlag im manchmal eintönigen Konzert der großen, hat diesen Titel verlegt. Der Gutkind Verlag veröffentlicht seit 2024 Belletristik und Sachbücher. Ich wünsche den Damen literarisch und wirtschaftlich gutes Gelingen.
In dieser Gegend spielt die Geschichte von Laura Maaß. Das Buch ist ihr Erstling. Sie selbst ist in Schwerin aufgewachsen und heute in der Werbung tätig. Und ein Schelm, wer …, aber der geübte Stil lässt sich nicht verhehlen. In einem Interview sagt sie, dass sie schon als Kind gerne Geschichten geschrieben hat. Erst Tiergeschichten, dann Hexengeschichten, und dann kam die Liebe dazu. Und die Liebe spielt auch die zentrale Rolle in „Was du siehst“. Laura Maaß hat die Gnade der späten Geburt und die DDR selbst nicht erlebt. Also hat sie sich akribisch mit dem Leben der Menschen beschäftigt. Erst mit Familienmitgliedern, dann in immer größeren Zusammenhängen. Ich bin zwar deutlich älter als die Autorin, habe aber die „historischen Fehler“, die sie offenbar gemacht hat, nicht bemerkt. Da geht also meinerseits gern „Gnade vor Recht“.
Der Ausschnitt der Maaß’schen Familiengeschichte beginnt 1967: Als Ruth hochschwanger von ihrem Geliebten in Ost-Berlin sitzen gelassen wird, zieht ihr Vater, der offensichtlich ein hohes Tier in der Partei ist, alle Register, um diese Schande zu glätten. Ruth muss in ein Dorf in besagter griesen Gegend zum Onkel, der in einer winzigen Wohnung als Schulhausmeister lebt. Dort soll das Kind zur Welt kommen.
Ruth ist bald heimisch in dem für uns namenslosen Dorf. Hannah wird ihre Freundin und die beide Kinder, Andreas, Hannahs Sohn, und Jule, Ruths Tochter, werden ebenso Freunde. Das beliebte Spiel der beiden ist „Ich sehe etwas, was Du nicht siehst, und das ist ….“. Und nun begleiten uns diese Farben durch die Handlung. Blaubeergrün, blutrot, FDJ-Blau. So tönen die Farben die Themen und Stimmung der jeweiligen Kapitel an.
Jule und Andi wachsen gemeinsam auf und gehören zusammen. Bis nach der Wende, Jule die entscheidende Frage stellt: Wer und wo ist mein Vater? Und sich auf den Weg macht. Andi bleibt zurück. Und die Liebe und Sehnsucht übernehmen die Handlung.
Es gibt Stimmen, die sagen, nun wäre es dann auch mal genug mit der Liebe. Halt‘ damit und zu dick aufgetragen. Ja, das mag sein, und normalerweise bin ich in solchen Fällen immer die erste, die „Kitsch“ kräht. In diesem Fall, siehe oben, „Gnade vor Recht“.
P.S.: Was für eine tolle Nachricht. Ein neuer, kleiner, inspirierter Verlag im manchmal eintönigen Konzert der großen, hat diesen Titel verlegt. Der Gutkind Verlag veröffentlicht seit 2024 Belletristik und Sachbücher. Ich wünsche den Damen literarisch und wirtschaftlich gutes Gelingen.