Durchaus hübscher Roman mit einigen Längen

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lysch Avatar

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Ich muss zugeben, dass mir bei diesem Roman die Bewertung sehr schwer gefallen ist. Jean-Baptiste Andrea hat mich bisher immer begeistert mit seinen Romanen, zuletzt mit "Hundert Millionen Jahre und ein Tag." Es ist erstaunlich, wie Andrea mit wenigen Worten komplexe Figuren lebendig werden lassen und Landschaften erschaffen kann. Und dann erst sein Humor!

All das findet sich auch in seinem neuen Werk - ein brillanter Stil, Formulierungen zu Niederknien und ein Humor, der leise zwischen den Zeilen blitzt - doch leider in abgespeckter Version. Dabei ist der Roman alles andere als abgespeckt, sondern ganz im Gegenteil ein dicker Schinken!
Ich bin gerne mit Mimi durch die Zeiten und Länder gereist und auch Viola ist eine beeindruckende Persönlichkeit. Die Freundschaft der beiden, die von Mimos Charakter und von Violas goldenem Käfig überschattet wird, hat mich sehr berührt. Ebenso das Ende. Und dennoch glaube ich, dass Andreas feiner Stil von der schieren Länge und Dichte des Romans erdrückt wird.
Immer wieder kreist Mimo um sich, um sein Talent, um Viola. Das ist ab einem bestimmten Punkt etwas langatmig und ermüdend.

Der Roman bleibt für mich insgesamt hinter seinen anderen Werken zurück, und dennoch habe ich ihn gerne gelesen. Kein Highlight wie erwartet, aber ein durchaus hübscher Roman für Leser*innen mit Geduld.