Leben in einem ganz eigenen Kosmos

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jackolino Avatar

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In einem kleinen abgeschlossenen Kosmos, einem Dorf im Westerwald, lebt Luise mit ihren Eltern, ihrer Großmutter und verschiedenen anderen Dorfbewohnern. Es gibt eine Eisdiele, einen kleinen Lebensmittelladen, ein Brillengeschäft, ein Blumenladen, für größere Besorgungen muss man aber in die Kreisstadt.

Weil man so nah aufeinander wohnt, kennt man sich gut und die Gewohnheiten und Marotten eines jeden einzelnen sind den Dorfbewohnern vertraut. Bei Oma Selma hat man irgendwann festgestellt, dass, wann immer sie von einem Okapi träumt, am nächsten Tag jemand stirbt. Und mir schien es wie eine sich selbst erfüllende Prophezeiung, dass es tatsächlich auch so war. Oma Selma schien nach einem sehr tragischen Todesfall ihre Träume nicht mehr mitteilen zu wollen. Dieser Tod war jedenfalls der letzte, den ein geträumtes Okapi ankündigte.

Die Handlung des Buches begleitet Luise über mehr als 20 Jahre. Sie wird in dieser Zeit erwachsen, aber ihre Bezugspersonen, nämlich Oma Selma, der Optiker und Elsbeth bleiben immer die gleichen. Zwischendurch lernt sie Frederik kennen und lieben, nur dummerweise ist Frederik Buddhist und lebt in einem Kloster in Japan. Ihre Beziehung kann nach seiner Abreise nur eine Fernbeziehung sein.

Aber auch die anderen Beziehungen sind was die Liebe angeht, mehr oder weniger „Fernbeziehungen“. Der Optiker hat sich nie getraut, Oma Selma seine Liebe zu gestehen, er hat ca. 700 Briefe angefangen und nie beendet oder gar verschickt. Selmas Sohn Peter flüchtet vor seiner Ehe und Luises Mutter lässt sich zwar mit dem Eisverkäufer ein, nimmt diese Beziehung aber auch nicht allzu ernst.

Jeder wird von inneren Stimmen getrieben oder angehalten, eigentlich ist es nur Luise, die zumindest den Kontakt mit Frederik nicht abreißen lässt und ihren Blockaden nicht immer Raum lässt. Im Dorf ist eine Nähe, die man sich manchmal wünschen kann, die man aber vielleicht auch manchmal verflucht. Der Einmischung aller anderen kann man nicht entgehen. Der Horizont ist eng und besteht aus dem, was man von dort aus sehen kann. Die wenigsten lassen die Welt herein kommen.

Mariana Leky hat einen besonderen Sprachstil. So wie der Optiker immer wieder Dinge miteinander verbindet, die gar nichts miteinander zu tun haben, so benutzt auch die Autorin nie gehörte Wendungen, beschreibt sehr plastisch die oft skurrilen Charaktere und baut Verbindungen zwischen Dingen auf, bei denen man sie bisher nicht sah. Und ganz oft spricht aus den Beschreibungen auch ein ganz feinsinniger Humor.

Für mich war es ein lesenswertes Buch, trotzdem ich mit den Charakteren nur so teilweise warmgeworden bin.