Man soll mehr Welt herinlassen!

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miro76 Avatar

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"Was man von hier aus sehen" kann ist ein äußerst charmanter Roman. Ich habe mich sofort in die kleine Dorfgemeinschaft um Selma verliebt. Es passiert nicht viel in diesem Dorf, aber die Menschen und ihre kleinen Eigenheiten sind wahnsinnig liebenswert.
Da ist Selma, die manchmal von einem Okapi träumt. Das ist sehr unheilvoll, denn dann stirbt jemand und das ganze Dorf ist für 24 Stunden in Aufruhr, weil letzte Dinge gesagt oder getan werden müssen.
Da ist der Optiker, der Selma liebt, es ihr aber nicht sagen kann und immer wieder versucht es ihr zu schreiben. Bis er schließlich einen großen Koffer voller Briefanfänge hat, die ihr ganzes Leben dokumentieren.
Da ist noch Elsbeth, die für jedes Übel ein Mittel kennt. Um zu vergessen, muss man beispielsweise gefundenes Brot essen. Allerdings klappt das nicht, wenn man es vorsätzlich verloren hat.
Und im Zentrum von allen steht Louise. Sie ist Selmas Enkelin und wächst eigentlich bei ihr und dem Optiker auf. Sie lernen ihr lesen mit den Horoskopen auf den Zuckersäcken und die Uhr lernt sie am Bahnhof, wo ihr der Optiker auch gleich noch die Zeitzonen erklärt.
Das braucht sie auch später. Denn Frederick, über den sie im Wald stolpert, lebt eigentlich in einem buddhistischen Kloster in Japan. Und obwohl beide der Ansicht sind, dass sie nicht zusammengehören können, entwickelt sich eine Liebe über 900 km hinweg.
Mariana Leky hat einen Roman geschaffen, dessen Charme sich wohl niemand entziehen kann. Mit viel Witz und Humor zeichnet sie das Leben dieser ländlichen Dorfgemeinschaft, wo alle auf ihre Weise mit der Suche nach Liebe beschäftigt sind. Die Menschen sind wortkarg, sagen aber die richtigen Dinge zur richtigen Zeit und alle stehen zusammen, wenn das nötig ist. Auch wenn sie etwas abgeschottet wohnen, gelingt es ihnen die Welt herein zu lassen!