Seltsam, aber liebenswert

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kurzesocke Avatar

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Auf dem Cover das Okapi: es steht hoch oben im Apfelbaum und hält Ausschau, aber wonach eigentlich?
Dies ist ein sehr merkwürdiges Buch und doch lesenswert und berührend, also merkwürdig im besten Sinne gemeint.
Da ist Selma, eine alte Dame, die Mon Cherie-Pralinen liebt und von der alle glauben, es würde einen nahen Tod ankündigen, wenn sie von einem Okapi träumt. Dies ist bisher zweimal eingetroffen und damit für die Dorfbewohner Beweis genug.
Nach und nach lernen wir sie alle kennen: Selmas Enkelin Luise schreibt 700 Briefe an den Mann, den sie liebt - einen buddhistischen Mönch aus Hessen, der nun in einem japanischen Kloster lebt. Dann ist da der Optiker, der auch schon viele Briefe an seine heimliche Liebe angefangen, aber nie abgeschickt hat; es gibt Marlies, eine brummige, unzufriedene Frau, die Dosenerbsen liebt und noch den einen oder anderen Dorfbewohner mehr.
Es geht hier um Gedanken und Gefühle, viele sind insgeheim miteinander verknüpft und man kann beim Lesen tief ins Leben der Dorfbewohner eintauchen.
Der Schreibstil ist so flüssig und einprägsam, daß ich einfach immer weiter lesen musste, obwohl eigentlich nicht sehr viel Handlung da war. Alles in Allem ein wunderbares, berührendes Buch, das mich am Ende einiges in anderem Licht betrachten lässt.