Die Welt der Zigeuner entdecken…

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caillean79 Avatar

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…und gleichzeitig einen Vermisstenfall lösen können Hobbykriminalisten mit diesem Roman. Das Buch beginnt stürmisch mit einem merkwürdigen Erlebnis, das Privatdetektiv Ray Lovell im Krankenbett eines Hospitals hat. Man weiß nicht so recht, ist es Realität, ist es Traum, ist es eine Fieberhalluzination?

Und schon ist man mitten im Geschehen. Was brachte Ray mit Vergiftungserscheinungen ins Krankenhaus?

Der Leser erfährt es im Laufe des Buches – und clevererweise ist diese Episode mitten in der Handlung angesiedelt. Im weiteren Verlauf erfährt man sowohl, was zuvor passiert ist, aber auch, was hinterher noch geschieht.

Erzählt wird aus zwei Perspektiven: der von Ray und der des halbwüchsigen Roma-Jungen JJ. So erfährt man einerseits, wie sich Ray langsam an die Ereignisse der Vergangenheit und Rose’s Schicksal heranpirscht (oder auch manchmal völlig im Dunkeln tappt). Andererseits erhält man einen Einblick in das Erleben der teilweise gleichen Ereignisse aus der Sicht des jungen Zigeuners JJ. Das macht das Lesen interessant und man kann die Puzzleteile aus zwei Richtungen versuchen zusammenzubauen. Ich kann aber gleich sagen: auf die „Lösung“ wird man vermutlich trotzdem nicht kommen.

Den Titel finde ich zwar spannend, er hat dazu beigetragen, dass ich mich für das Buch interessiert habe. Aber im Nachhinein muss ich sagen, finde ich ihn etwas unpassend. Denn Rose ist nur ein Puzzlestück von vielen – und was mit ihr geschah, ist nach 2/3 des Buches schon unmissverständlich aufgeklärt. Danach geht es um eine eigentlich viel spannendere Geschichte, die zwar mit Rose zusammenhängt, aber eigentlich nur am Rande.

Die Lebensweise moderner Zigeuner wird beschrieben und auch so einige Sorgen und Nöte, die mit dieser Lebensweise zusammenhängen, werden gestreift. Trotzdem war mir der Blick darauf insgesamt zu oberflächlich und undifferenziert. Da hätte ich mehr erwartet, vor allem mehr Tiefe. Alleine das Leben auf beengtem Raum in einem Wohnwagen macht diese Menschen ja schließlich nicht aus, aber hauptsächlich das ist im Roman thematisiert. Ich hatte gehofft, dass die gesellschaftliche Ausgrenzung noch stärker in den Vordergrund gestellt wird (leider wird das nur in einer Szene richtig deutlich, als JJ eine Schulfreundin zu sich einlädt und diese ganz entsetzt ist und danach kaum noch mit ihm spricht).

Lesenswert ist der Roman aber auf jeden Fall! Und insbesondere die interessante und unerwartete Auflösung der Familientragödie hat für mich nochmal ein Extra-Schlusshighlight gesetzt. Aufgrund der angesprochenen Schwächen „nur“ 4 Sterne, aber trotzdem eine klare Leseempfehlung!