Unglaublich fesselnd!

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Stef Penney hat es mit ihrem Roman „Was mit Rose geschah“ wirklich geschafft mich von der ersten Minuten an zu fesseln.
Der Roman spielt in den 80er Jahren in England. Privatdetektiv Ray wird von einem Vater aus dem Roma-Milieu beauftragt, seine vor sechs Jahren verschwundene Tochter wieder zu finden. Diese war kurz nach ihrer arrangierten Hochzeit verschwunden und nie wieder aufgetaucht. Den Auftrag erhält Ray nur, weil er selbst zur Hälfte Roma ist und ihm so eher Vertrauen in dieser Gesellschaft entgegen gebracht wird. Dennoch bleiben die Ermittlungen im verschwiegenen Milieu der Roma schwierig. Die Familie, in der er nun ermittelt, ist von vielen Schicksalsschlägen geprägt und nimmt auch in der Roma-Gesellschaft eine Sonderrolle ein. Um die Familienkrankheit wird ein großes Geheimnis gemacht und man versucht Rays Ermittlungen zu sabotieren oder zumindest zu erschweren. Nur der junge JJ ist wirklich daran interessiert, was es mit dem Verschwinden seiner Tante und dem großen Geheimnis des Familie auf sich hat.
Die Handlung ist wirklich von der ersten Seite an unglaublich spannend. Erzählt wird im Prinzip aus drei Perspektiven. Ray hat dabei zwei Erzählstränge. Nach einer Lebensmittelvergiftung wacht er im Krankenhaus ohne Erinnerung an die letzten Tage auf und versucht von dort das Geschehene zu rekonstruieren. In einem zweiten Strang ist man direkt an seinen Ermittlungen beteiligt, irgendwann treffen die beiden Stränge zusammen und es gibt nicht mehr verschiedene Erzählebenen aus Rays Sicht. Diese Perspektive ermöglicht es dem Leser die Ermittlungen direkt zu verfolgen und selbst die einzelnene Puzzlesteine zusammen zu setzen. Die dritte Perspektive ist aus der Sicht von JJ geschrieben, er selbst entstammt aus der Familie, in die die junge Rose verheiratet wurde. Er selbst hat aber von den Geheimnissen in seiner Familie keine Ahnung. An einer Aufdeckung ist er allerdings sehr interessiert, gerade da es auch seine Zukunft und die seines geliebten Cousins Christo betrifft. JJ bietet eine Innensicht in die Familie ohne dass man über ihn das Geheimnis aufdecken könnte. Er biete vielmehr eine gute Ergänzung zu Rays Ermittlungen an, die manche Reaktionen der Beteiligten für den Leser verständlicher machen.
Beide Erzähler sind sehr sympathisch. Da JJ wie Ray auch „nur“ ein halber Roma ist haben die beiden eine gewisse Verbindung und stellen in der „normalen Gesellschaft“ und auch bei den Romas auf eine gewisse Art von Außenseiter dar. JJ kann man dabei zusehen, wie er langsam erwachsen wird und sehr genau über alles Geschehnisse reflektiert. Auch Rays Privatleben wird nicht vollkommen ausgeklammert und auch seine Problemlösungsstrategien werden deutlich.
Sprachlich hat mir das Buch sehr gut gefallen. Steff Penney ist wirklich eine großartige Erzählerin. Ich wollte das Buch keinesfalls mehr aus der Hand legen und war wirklich gefesselt. Außerdem kann man auch gute Unterschiede zwischen den Erzählperspektiven ausmachen. Zwar war jedes Kapitel überschrieben mit dem Erzähler, bzw dem Ort, aber man hätte das nicht unbedingt gebraucht um zu wissen welche Perspektive hier grade beschrieben wird.
Alles in allem ein wunderbarer Schmöker. Kein typischer Krimi oder Thriller, sondern wirklich ein spannender Roman. Die Schilderungen sind an keiner Stelle eklig, sondern die Geschichte ist einfach spannend und mitreissend.
Ich würde den Roman jedem ans Herz legen, der auf der Suche ist nach einem Page Turner und mal wieder komplett in einer Geschichte „versinken“ möchte. Allerdings sollte man für die knapp 440 Seiten nicht zu viel Zeit einplanen. Ich habe das Buch an einem Nachmittag durchgelesen. Für einen Tag im Garten oder am Strand also perfekt geeignet.
Fünf Sterne von mir und eine unbedingte Weiterempfehlung!