Was mit Rose geschah

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dorli Avatar

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Ray Lovell ist Privatdetektiv und bekommt den Auftrag, die vor 6 Jahren spurlos verschwundene Romni Rose Janko zu finden. Ray übernimmt eigentlich keine Vermisstenfälle, wird jedoch von dem Vater des Mädchens angefleht, weil dieser keinen gorjio (Nicht-Roma) mit dem Fall betrauen möchte. Nur ein Insider wäre in der Lage, mit den Fahrenden zu reden und würde die Hintergründe verstehen. Ray zögert, doch der Fall weckt seine Neugierde, auch das angebotene Geld lockt und so begibt er sich auf die Suche nach Rose…

Mit „Was mit Rose geschah“ hat Stef Penney mich in eine Welt mitgenommen, die ich noch nicht kannte und die mich fasziniert, zugleich aber auch erschüttert hat.

Sehr eindrucksvoll erzählt die Autorin von den Traditionen der Roma, von Sitten und Bräuchen, an denen festgehalten werden muss, von ganz besonderen Werten. Sie lässt dabei abwechselnd den Privatdetektiv Ray und den 14-jährigen Rom JJ zu Wort kommen.
Ray ist halb Rom, aber in einem Haus aufgewachsen und hat das Fahren aber nie kennengelernt, während JJ mit seiner Familie in Wohnwagen lebt und sich nicht vorstellen kann, hinter festen Mauern zu wohnen.

JJ ist mir im Verlauf der Geschichte sehr ans Herz gewachsen. Er hat im Gegensatz zum Großteil seiner Familie eine erfrischende, offene Einstellung zu den Traditionen der Roma, der Welt außerhalb der Roma-Gemeinschaft und dem Leben allgemein. Er ist neugierig, an allem interessiert, seine Ansichten und Gedanken sind nicht so festgefahren, wie die seiner Familie. Er wurde von der Autorin mit einer jugendlichen Sprache ausgestattet, so dass alles, was er zu berichten hat, sehr glaubhaft und echt auf mich gewirkt hat.

Rays Ermittlungen verlaufen sehr zäh, er stößt bei den Jankos auf eine Wand aus Lügen und Widersprüchen. Die Familie Janko wird sehr undurchsichtig dargestellt. Zusammenhalt wird groß geschrieben, keiner verrät den anderen, aber das erschien mir wie eine Verpflichtung, für mich war innerhalb der Familie keinerlei Harmonie zu spüren. Die ganze Geschichte wird im Verlauf der Handlung immer rätselhafter, das Verschwinden von Rose rückt mehr und mehr in den Hintergrund. Alles dreht sich um den Janko-Fluch, eine seltsame Erbkrankheit, an der nur die männlichen Familienmitglieder erkranken.
Für Ray wird das stetige Stochern in den Familiengeheimnissen dann fast zum Verhängnis. Doch er gibt nicht auf und selbst als sich der Verbleib von Rose geklärt hat, lassen die Heimlichkeiten der Jankos Ray nicht ruhen.

Die tiefe Verwurzelung in der Tradition und das Festhalten an den alten Sitten münden in einer Tragödie. Das schreckliche Ausmaß dieser Familiengeschichte offenbart sich erst zum Schluss und lässt mich aufgewühlt zurück.

Im Nachhinein passen alle Andeutungen, die im Laufe der Handlung gemacht wurden, einfach perfekt zu dem überraschenden Ende und alles ist nachvollziehbar. Trotzdem hätte ich das so nie vermutet. Was für eine Geschichte!