Deutsch-deutsche Geschichte im Einzelfall

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kuddel Avatar

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Auf einer Wanderung im Thüringer Wald sucht und findet Milla einen Lost Place, einen unberührten Ort. Es ist ein Keller, in den sie eindringt und in dem sie auf die Geschichte des Hauses und der ehemaligen Bewohner stößt. Sie versucht die Geschichte zu rekonstruieren und sucht die ehemaligen Besitzer auf, mit denen sie sich schließlich anfreundet.
Bei dem Keller handelt es sich um Überreste des Hotels Waldeshöh, das die Familie Dressel seit Generationen betrieb. Aufgrund der Lage in der Sperrzone, nahe der Grenze der DDR zur BRD war es für Besucher nicht mehr ohne weiteres zu erreichen, für einen Hotelbetrieb eine äußerst ungünstige Entwicklung. Die Betreiber wurden durch das System in der DDR Restriktionen und schließlich der Enteignung und Umsiedlung ausgesetzt. Mich hat hier sehr die deutsch-deutsche Geschichte interessiert, diese wurde teilweise sehr gut vorgestellt (1945-77), insbesondere die zwischenmenschlichen Beziehungen und die Verhältnisse in der DDR.
Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen erzählt, die sich einander annähern, dadurch entstand eine gewisse Spannung, man möchte gerne wissen wie es weitergeht. Der Schreibstil was schön flüssig, einfache Sprache, aber durch die Dialoge doch lebendig gehalten.
Die einzelnen Charaktere haben mich dennoch nicht so mitgenommen, wie ich es gerne gehabt hätte, manches blieb mir hier zu flach und ich konnte es nicht so recht nachvollziehen: Milla ist eher eine Einzelgängerin, nur auf den Sohn fixiert, dennoch gelingt ihr die Annäherung an die Dressels (Hotelbesitzerfamilie) recht mühelos.
Insgesamt betrachtet aber eine gute Lektüre, die mich ein wenig in unsere Landesgeschichte eintauchen ließ und mir zudem den Rennsteig als lohnendes Ausflugziel nähergebracht hat.