Eine Reise in die Vergangenheit

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rea1887 Avatar

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Milla interessiert sich für verlassene, verborgene und vergessene Orte. Sie ist immer auf der Suche nach neuen solcher Orte und trifft in Thüringen in der unmittelbaren Nähe zum Rennsteig auf einen gut verborgenen, aber sehr gut erhaltenen Keller. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Alles ist noch perfekt eingerichtet, Geschirr im Schrank sowie Gläser mit selbst eingekochter Marmelade von 1977. Außerdem findet sie hier einen Schulaufsatz von einer Christine Dressel. Sie beginnt also nachzuforschen, da sie dieser Ort nicht mehr loslässt. Sie erfährt, dass an der Stelle, wo sich nun noch der Keller befindet, ein Hotel gestanden hat, „Waldeshöh“, aber niemand kann ihr sagen, was damals passiert ist, warum das Hotel nun nicht mehr dort steht. Je mehr sie sich damit beschäftigt, desto mehr empfindet sie auch persönlich für diesen Ort und vor allem findet sie in der inzwischen erwachsenen Frau Christine Dressel eine Freundin, der sie helfen mag, ihre persönliche Geschichte aufzuarbeiten. Helfen, sich zu erinnern…

Abwechselnd wird nun von Milla und ihrer Suche nach der Wahrheit über Dressels Forst und das Hotel „Waldeshöh“ und von der damaligen Zeit eben in diesem Hotel erzählt. Es ist die Zeit zum Ende des 2. Weltkriegs und die Entstehung der DDR. Das Hotel „Waldeshöh“ war damals ein gut besuchtes Hotel und befindet sich nun aber in der Sperrzone zwischen DDR und BRD. Der Rennsteig ist nicht mehr komplett passierbar und auch zum Hotel kommt man nur noch mit einem Passierschein. Das führt dazu, dass keine Gäste mehr kommen und auch die Familie Dressel will man nicht mehr dort wohnen haben, schließlich sind sie ja nun zu nah an der Grenze zum „Westen“. Da muss die Familie dann auch damit leben, dass immer mal der Strom ausfällt, keine Post mehr ausgeliefert wird und auch kein Krankenwagen mehr kommt.

Ich bin zwar in der DDR geboren, aber habe keine Erinnerungen daran, weil ich zu klein war. Ich kenne die DDR nur aus den Erzählungen von Familie, Freunden usw. Es interessiert mich aber sehr, was damals wirklich so geschehen ist und dieses Buch hat mir u. a. dabei geholfen. Ich fand die Geschichte sehr interessant, vor allem die Kapitel aus der Vergangenheit der Familie im Hotel haben mir sehr gut gefallen, aber es war teilweise auch sehr traurig, was dieser Familie widerfahren ist. Ich habe mit den Protagonisten sehr mitgefühlt, manchmal kann man nur mit dem Kopf schütteln über Dinge, die damals einfach so selbstverständlich passiert sind. Der Schreibstil hat dazu beigetragen, dass ich dieses Buch sehr gerne gelesen hab, es hätte auch gerne noch länger sein können.