Ganz nett für zwischendurch

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rinoa Avatar

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Milla ist auf der Suche nach so genannten „Lost Places“, vergessenen Orten, die sie dann mit ihrer Online-Community teilen kann. In den Tiefen des Thüringer Waldes stößt sie auf eine von Schutt und Laub bedeckte Falltür. Diese führt in einen Keller, in dem die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Milla entdeckt dort eine alte Wasserpumpe, Marmeladengläser aus den 70er Jahren und ein Schulheft mit Aufsätzen von Christine Dressel. Da die Gedanken der kleinen Christine Milla sehr berühren, nimmt sie das Heft an sich und macht sich auf Spurensuche. Was ist mit der Familie Dressel und dem von ihnen einst bewirtschafteten Hotel Waldeshöh passiert?

In Kati Naumanns Roman „Was uns erinnern lässt“ gibt es zwei Erzählebenen. Zum einen die Gegenwart, in der Milla, teilweise gemeinsam mit ihrem Sohn Neo, versucht, mehr über die Familie Dressel und das Hotel Waldeshöh herauszufinden. Zum anderen erfährt der Leser parallel – die Kapitel wechseln sich ab – die Geschichte der Familie, welche im zweiten Weltkrieg beginnt und sich über mehrere Jahrzehnte und Generationen bis ins Jahr 1977 erstreckt.

Hier hätte ich mir mehr historische Fakten gewünscht, denn die Idee, über das Leben in der so genannten Sperrzone „zwischen den Welten“, also zwischen West und Ost zu schreiben, hat durchaus Potenzial. Die Autorin legt den Fokus allerdings mehr auf die Entwicklung und Geschehnisse innerhalb der Familie Dressel. So werden teilweise wichtige geschichtliche Ereignisse nur in einem Nebensatz erwähnt, was ich etwas schade fand.
Die Charakterisierung und Darstellung der einzelnen Familienmitglieder fand ich allerdings gut gelungen, allen voran Johanna und Arno waren mir sehr sympathisch.

Weniger gefallen hat mir die Geschichte um Milla in der Gegenwart. Zum einen war sie mir zu oberflächlich und ich konnte auch teilweise das Verhalten der verschiedenen Personen nicht ganz nachvollziehen. Innerhalb kürzester Zeit vertrauen die Mitglieder der Familie Dressel einer quasi Fremden ihre Lebensgeschichte und noch mehr an. Auch die Beziehung zwischen Milla und ihrem Sohn fand ich etwas merkwürdig.

Zum anderen habe ich die ganze Zeit darauf gewartet, dass irgendetwas passiert – was dann aber nicht wirklich der Fall war. So plätscherte das Buch auf beiden Erzählebenen vor sich hin, ohne mich so richtig zu packen oder zu berühren. Für zwischendurch war es ganz nett, mehr aber auch nicht.