Leben und sterben im Sperrgebiet

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kleinerdrache Avatar

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„Was uns erinnern lässt“ ist der neue Roman von Kati Naumann, erschienen im Verlag Harper Collins Germany. Die Handlung des Romans spielt zum größten Teil in ehemaligen Sperrgebiet Thüringen und der umliegenden Region. Milla ist eine junge alleinerziehende Mutter mit einem Sohn im Teenageralter. Ohne weitere Familie und Freunde kämpft sie sich alleine durchs Leben. Ihre Freizeit verbringt sie damit „lost places“, vergessene Orte, zu finden. Hier ist sie sehr aktiv in der Onlinecommunity und berichtet begeistert über ihre Abenteuer, doch ihr Traum ist einmal als Erste einen vergessenen Ort zu entdecken. Genau dies geschieht als sie abseits von allen Wanderwegen im Thüringerwald über eine überwucherte Kellertür stolpert. Dort findet sie Vorräte und Küchenutensilien die seit Jahrzehnten unberührt sind. Fasziniert und eine tolle Story witternd macht sie sich weiter auf Spurensuche und stößt auf die Geschichte des Hotels Waldeshöh. Doch ihre Suche entwickelt sich in eine ganz andere Richtung und sie findet viel mehr als eine spannende Geschichte für ihren Blog. Im Roman wechseln die Kapitel zwischen der Geschichte der Bewohner des Hotel Waldeshöh von 1945 an und Milla Geschichte im Jahr 2017, welche bei der Spurensuche auf Christine trifft, die ihre Jugend in eben jenem Hotel verbracht hat.
Mir hat das Romankonzept sehr gut gefallen. Beide Geschichten sind sehr gut miteinander verwoben und dem Leser wird es durch Sprache und Struktur leicht gemacht den verschiedenen Perspektiven zu folgen. Der Schreibstil ist eher sachlich und schlicht, was aber zum Großteil ganz gut zur Geschichte passt. An manchen Stellen hätte ich mir vielleicht ein paar Details und Tiergang mehr gewünscht. Die Charaktere, allen voran Milla, sind von Anfang sympathisch und man fiebert schnell mit ihnen mit. Besonders die Lebensgeschichten der Bewohner des Hotels Waldeshöh über die Generationen hinweg hat mich fasziniert. Ich fand es auch sehr spannend zur Abwechslung mal keinen Roman zu lesen der im 2. Weltkrieg spielt, sondern in der Zeit danach, vor allem an einem Ort der so abgelegen ist. Auch das Thema Zwangsumsiedlung finde ich sehr spannend und wichtig um es in Erinnerung zuhalten.
Zusammengenommen fand ich die beiden parallelen Handlungsstränge, die Charaktere und den Schreibstil sehr gut und würde das Buch jedem empfehlen der gerne historische Roman und Familiengeschichten liest und auch vor einem ernsteren Thema nicht zurückschreckt.