sehr emotional und berührend

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elli1909 Avatar

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Inhalt:

1977: Das Zuhause der vierzehnjährigen Christine ist das ehemals mondäne Hotel Waldeshöh am Rennsteig im Thüringer Wald. Seit der Teilung Deutschlands liegt es hinter Stacheldraht in der Sperrzone direkt an der Grenze. Schon lange findet kein Wanderer mehr den Weg dorthin. Ohne Passierschein darf niemand das Waldstück betreten, irgendwann fahren weder Postauto noch Krankenwagen mehr dort hinauf. Fast scheint es, als habe die DDR das Hotel und seine Bewohner vergessen.

2017: Die junge Milla findet abseits der Wanderwege im Thüringer Wald einen überwucherten Keller und stößt auf die Geschichte des Hotels Waldeshöh. Dieser besondere Ort lässt sie nicht los, sie spürt Christine auf, um mehr zu erfahren. Die Begegnung verändert beide Frauen: Während die eine lernt, Erinnerungen anzunehmen, findet die andere Trost im Loslassen.

Meinung:

Milla, die außer ihrem Sohn Neo keine Familie hat, verbringt ihre Freizeit mit einem ungewöhnlichen Hobby, sie ist auf der Suche nach lost places. Als sie so einen Ort am Rennsteig in Form eines Kellers findet und aus Neugier Nachforschungen dazu anstellt, stößt sie auf die Familie Dressel, der das Hotel Waldeshöh mit Waldgebiet am Rennstein gehörte und findet letztlich in Christine eine Freundin und mit ihr eine ganze Familie. In zwei Handlungssträngen wird, beginnend in den letzten Tagen des zweiten Weltkrieges, dem Leser einmal vom Werdegang der Familie Dressel erzählt, die das Hotel Waldeshöh am Rennsteig als Familie führte und die dann irgendwann mit täglichen Repressalien zu kämpfen hat, da sie in unmittelbarer Nähe der Grenze in einer Sperrzone leben mussten. Der andere Erzählstrang spielt in der Gegenwart und endet mit einem dunklen Geheimnis...
Der flüssige und wunderschön bildhafte Erzählstil hat mich in die Geschichte eintauchen lassen und ich hatte beim Lesen das Gefühl, mittendrin zu sein! Die Charaktere der Protagonisten sind sehr real und authentisch gezeichnet, ich fühlte mich ihnen verbunden.
Dieses Buch ist für mich zu einem Lesehighlight geworden, die Autorin hat mit dieser Familiengeschichte einen ganz besonderen Nerv bei mir getroffen. Selbst in der ehemaligen DDR aufgewachsen, wurde ich durch ihre Schilderungen in meine eigene Vergangenheit katapultiert und ich fand mich beim Lesen in meiner eigenen Kinder- und Jugendzeit wieder! Längst Vergessenes schwappte auf einmal über mich herein, ich musste schmunzeln und es liefen auch mal die Tränen, so intensiv waren die Erinnerungen!

Fazit:

Dieses Buch ist eine ganz besondere Reise in die deutsche (DDR)-Vergangenheit, sehr anschaulich, sehr emotional und sehr berührend. Ich kann es allen empfehlen, die sich, wie ich, gern erinnern möchten, oder die, die etwas über ein Stück unbekannte DDR-Geschichte erfahren wollen!