Die Bewältigung einer Tragödie innerhalb einer Familie

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Sie sind eine ganz normale amerikanische Familie: die Mutter Jaya, Tochter von indischen Diplomaten; der Vater Keith, ein erfolgreicher Banker; die Tochter Karina und der Sohn Prem. Doch als eines Nachmittags der 8jährige Prem stirbt und jedes Familienmitglied sich mit Schuldgefühlen plagt kommt ihr bisheriges Leben zum Erliegen. Jaya versucht den Verlust mit Hilfe ihrer Religion zu verkraften, stößt dabei jedoch auf wenig Verständnis bei Mann und Tochter. Keith versucht sich durch berufliche Erfolge abzulenken und Karina hat die schwerste Hürde zu tragen. Sie ist erst 13 als ihr Bruder stirbt und versucht alleine mit ihrem Leben fertig zu werden. Doch jede Enttäuschung die sie erfährt reißt sie weiter in einen Strudel aus Schuldgefühlen und vermindertem Selbstwertgefühl, bis sie schließlich an die falschen Leute gerät.
Es ist vor allem Karinas Leben, das Shilpi Somaya Gowda ausführlich nach der Tragödie beschreibt. Und das tut sie so einfühlsam und intensiv, dass man als Leser mit der jungen Frau fühlt, sie verstehen und ihre Entscheidungen nachvollziehen kann. Interessant der Ausflug in das Thema Sekten, wie schnell und harmlos man in diesen Strudel hinein geraten kann.
Auch Jayas Zuwenden zu ihrer Religion liest sich sehr interessant, viel erfährt man über die Unterschiede in der indischen und amerikanischen Mentalität.
Keiths flüchten in seinen Beruf erscheint einem hier typisch männlich und trotzdem gut nachvollziehbar. An seiner Person hätte ich mir noch etwas mehr Informationen und intensiveres Auseinandersetzen von der Autorin gewünscht.
Der Originaltitel "The Shape of Family" gefällt mir deutlich besser als die deutsche Version, ist sie doch ein bisschen mehrdeutiger und vielschichtiger als "Was uns verbindet". Das Cover wiederum passt hervorragend zum Inhalt und die aufgedruckten Muster, die man auch auf den Kapitel- Überschriften findet, muten indisch an.
Ein tolles Buch darüber, wie man mit Trauer und Schuld innerhalb einer Familie fertig werden kann. Es ist in einem angenehmen Stil geschrieben und vermittelt trotz aller Trauer auch viel Positives.