Gefüge einer Familie

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Was uns verbindet erzählt von einer Familie, die trotz der üblichen Herausforderungen (Teenie-Tochter, Unsicherheit der Finanzkrise) und einigen speziellen (Mutter ist Indian-American), liebevoll und gefestigt ist, bis ein furchtbarer Unglücksfall diesen Zusammenhalt und die relativ heile Welt der Olanders bedroht.

Trauer ist sehr individuell, und so wundert es nicht, dass die Familienmitglieder das Trauma und ihre Trauer unterschiedlich zu bewältigen versuchen und die Familie auseinanderzubrechen droht. Wie kann man diese Einheit noch zusammen halten, wenn ein Element, wenn der Kitt fehlt? Verliert man sich daran?

Die empathische Art von Gowda, in der ein unglaublicher Verlust, Trauer, Scham- und Schuldgefühle erzählt werden, besonders die von Karina (Trigger-Warnung: Ritzen), haben mich tief berührt. Durch die unmittelbare Schilderung aus der Sicht der vier Familienmitglieder, spürte ich als Leserin kaum eine Distanz zu den Figuren, was das Leseerlebnis für mich sehr intensiv und aufwühlend machte. Ein paar Tränen kullerten bei "Ich wusste nicht, dass ich der Kitt war" und bei dem Namenswechsel, und die Suche nach Zugehörigkeit konnte ich sehr gut nachempfinden, genauso wie die enorme Verletzlichkeit, die Karina während dieser Suche zeigt.

Die Autorin schafft es, schwierige Themen, wie Manipulation und Empfänglichkeit für sektenähnliche, radikale Strukturen, sehr feinfühlig und ohne direkte Anklage zu thematisieren. Die Evolution der Olanders von Einheit zu Individuen nach Verlust zu einer neuen, anderen Einheit nach Heilung bleibt stets spannend - zurück bleibt bei mir ein Gefühl der Hoffnung und Dankbarkeit. Ganz klare Leseempfehlung.