Gelungener Roman für zwischendurch

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
nell liest Avatar

Von

„Was uns verbindet“ ist ein schöner Roman für zwischendurch, wobei man nicht vergessen darf, dass die Hauptthematik die Verarbeitung des Todes eines geliebten Familienmitglieds ist - der Kit, der die Familie zusammengehalten hat, so scheint es jedenfalls. Shilpi Somaya Gowda versetzt sich in die gesamte Familie Oleander hinein und das schon vor dem Tod von Prem, dem Sonnenschein der Familie. Sie zeichnet eine glücklich Familie, die fast schon zu perfekt erscheint, bis auf die pubertären Probleme der ältesten Tochter Karina, die etwas mit den indischen Wurzeln der Mutter zu kämpfen hat.
Die Tragödie lässt die Familie langsam auseinanderdriften, der Schmerz ist so groß, dass alle sich nur noch um sich selbst kümmern können und lange scheint es, als würde es immer so weitergehen. Während wir Karinas Entwicklung die ganze Zeit verfolgen, rücken die Eltern Jaya und Keith in den Hintergrund, was ich gerade bei Jaya sehr schade finde, denn sie flüchtet sich in ihren indischen Glauben und da hätte ich mir noch mehr gewünscht.
An Karina erkennt man, was es mit einem machen kann, wenn man sich die Schuld am Tod eines geliebten Menschen gibt, sich vollkommen allein fühlt und nicht weiß, wohin mit dem Schmerz. Sie sucht nach Wegen, aber das ist nicht leicht, erlebt viele Enttäuschungen und braucht erst ihre Eltern, die mittlerweile geschieden sind, um wieder zu sich selbst zu finden.
„Was uns verbindet“ ist gut geschrieben, es ist leicht zu lesen, obwohl es so ein schwieriges Thema behandelt. Mit Karina fühlt man am meisten mit und möchte sie oft in den Arm nehmen, weil sie das einfach braucht oder sie am Arm packen und aus der Situation retten, weil man als Leser merkt, jetzt wird's heikel.
Sprachlich ist es keine Herausforderung und ich hätte mir etwas mehr zur indischen Kultur gewünscht und wie anders sie mit dem Tod umgeht im Vergleich zur Westlichen. Trotzdem gelungen und die Botschaft, dass man zusammenhalten muss und nicht aufhören darf zu reden, wird absolut deutlich.