Convikt
Ein Roman, der in den 30iger Jahren des letzten Jahrhunderts erschienen ist und damals sogar im faschistischen Italien verboten wurde und auch heute von seiner Aktualität nicht verloren hat. Ein Buch mit Tiefgang. Acht junge Frauen leben und studieren im Grimaldi Convikt in Rom. Das Convikt wird von Nonnen geführt und es herrschen strenge Sitten und Regeln. An Licht wird gespart, das Essen ist einfach und die Studentinnen dürfen abends das Convikt nicht verlassen. Die acht Freundinnen kommen aus verschiedenen Gesellschaftsschichten, doch hier sind alle gleich. Aber alle diese Frauen haben ihre Probleme und Geheimnisse voreinander und sie streben danach, entweder bald zu heiraten oder ein besseres Leben zu haben. Da ist Augusta, die schon jahrelang an einem Roman arbeitet oder Milly, die herzkrank ist. Eine andere Studenten hat bereits ein Kind, das sie verleugnen muß. Die andere ist in ihren Professor verliebt und Xenia will endlich leben und lernt einen anscheinend reichen jungen Italiener kennen. Die Wünsche und Bedürfnisse der jungen Frauen werden derart lebensnah beschrieben, man fühlt mit ihnen, die teilweise strengen Eltern, das kärgliche Leben in den Dörfern und doch erwartet eine jede von ihnen eine gute und schöne Zukunft. Langsam aber sicher spürt man, dass um 1930 herum die Frauen sich anfangen zu emanzipieren, sich nicht mehr alles gefallen zu lassen. Psychologisch und erzählerisch ist dies eine mehr als eindringliche Lektüre und man fühlt sich dadurch selbst angesprochen. Eine Milieustudio, wie sie facettenreicher nicht sein kann und zeigt, wie die Sehnsucht nach Selbstbestimmung diese Zeit beherrscht und uns aufzeigt, dass die Welt 1938 voller Umbrüche ist. Da Cover ist mehr als gut ausgewählt. Es zeigt die Freundinnen beim Lernen. Das Foto stammt exakt aus dieser Zeit.