Frauen-Emanzipation?
Das Haus Grimaldi ist wohl so etwas wie ein Vorgänger eines Studentinnen-Wohnheimes.
Junge Frauen aus verschiedenen Gegenden Italiens wohnen und studieren dort unter den strengen Augen von Nonnen. Wie auch heute in Wohnheimen bilden sich schnell „innere“ Zirkel und von einem solchen Zirkel aus sieben befreundeten Studentinnen berichtet dieses Buch. Sie sind schon unterschiedlich lang in diesem Wohnheim und bereiten sich auf ihre Abschlussprüfungen vor. Eine Neue stößt dazu und wird zu den abendlichen Treffen eingeladen.
Jede hat eine andere Vergangenheit, ist geprägt vom Leben in der Stadt, auf dem Dorf, in einer reichen oder armen Familie. Alle wollen lernen, studieren, aber es scheint weniger um die eigene Selbstständigkeit und Karriere zu gehen. Eher richtet sich die Hoffnung auf einen gut verdienenden Mann und eine Familie.
Ihnen gegenüber stehen die Nonnen des Konvent, die Ziele wie Ehe und Familie aufgegeben haben und für die die ihrer Obhut anvertrauten jungen Frauen zum Lebensmittelpunkt geworden sind, über die sie mit mehr oder weniger Strenge, mehr oder weniger Verständnis wachen.
Wir begleiten sie im Buch während des letzten Studienjahres. Innerhalb des Zirkels kennen alle die kleinen Geheimnisse der Anderen. Ihre großen Geheimnisse vertrauen sie einander nicht an.
Das Alles ist in gut lesbarem, manchmal etwas altmodischem Stil geschrieben, der mir aber gut gefällt. Ein Portrait der damaligen Zeit in Italien, das sittenstreng und heuchlerisch war. Da ist es eigentlich kein Wunder, dass mit dem Abschluss des Studiums und dem Austritt der meisten aus aus dem Konvent, die gemeinsame Zeit schnell vergessen wird: Es waren keine Freundschaften fürs Leben.
Deshalb ist für mich dieses Buch etwas unverständlich und ich bin mit keiner der Personen „warm“ geworden. Aus meinem eigenen Studentenleben kenne ich das anders. Zu unserer „Clique“ habe ich heute noch engen Kontakt und möchte diesen auch nicht missen. Wir haben früher unsere Freuden, aber auch unsere Sorgen miteinander geteilt und durchgestanden und tun das auch noch heute.
Leider gibt es auch keinen konkreten Hinweis darauf, weshalb das Buch seinerzeit verboten wurde. Ich kann darin keinen Ansatz zur Emanzipation von Frauen finden, trotz einer guten Ausbildung ist ihr Ideal immer noch das traditionelle Frauenbild. Ich weiß daher auch nicht so recht, wem ich dieses Buch empfehlen könnte.