Starke Frauen

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noiram Avatar

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Mit dem Roman „Was vor uns liegt“ von Alba de Céspedes habe ich eine Geschichte entdeckt, die mich wirklich tief bewegt hat. Das Buch spielt im Rom der 1930er- und 40er-Jahre und erzählt das Leben von Alessandra Corteggiani. Es ist viel mehr als nur eine Erzählung aus vergangenen Zeiten; es ist ein sehr ehrlicher Blick darauf, was es bedeutet, als Frau seinen eigenen Weg zu suchen, wenn die Gesellschaft eigentlich ganz andere Pläne für einen hat. Die Geschichte ist so packend geschrieben, dass ich mich richtig in das Gefühl der damaligen Zeit hineinversetzen konnte.
​Alessandra ist eine Hauptfigur, mit der man von Anfang an mitfühlt. Sie hat als Kind viel Trauriges erlebt und wünscht sich für ihr eigenes Leben eine Liebe, die auf echtem Verständnis und tiefen Gesprächen basiert. Doch als sie heiratet, merkt sie schnell, dass die Realität anders aussieht. Ihr Mann Francesco ist zwar kein schlechter Mensch, aber er sieht sie eher als die Ehefrau, die im Hintergrund alles zusammenhält, während er sich um die "wichtige" Politik kümmert. Diese Einsamkeit in der Ehe wird so lebendig beschrieben, dass man Alessandras Enttäuschung fast körperlich spüren kann.
​Besonders gut gefallen hat mir, wie die Autorin den Alltag in Italien während des Krieges beschreibt. Man erfährt viel über die damalige Stimmung, ohne dass es wie ein trockenes Geschichtsbuch wirkt. Der Schreibstil ist sehr schön und flüssig, man merkt, dass hier jemand mit viel Herzblut über die großen Gefühle und Sehnsüchte schreibt. Es geht um die Freiheit, die man sich wünscht, und um die schmerzhafte Erkenntnis, dass Liebe allein manchmal nicht ausreicht, wenn die Vorstellungen vom Leben zu weit auseinandergehen.
​Ein kleiner Punkt, der mich manchmal etwas gebremst hat, war die Länge mancher Abschnitte. Die Hauptfigur denkt sehr viel nach, und diese inneren Monologe sind zwar klug, aber an manchen Stellen zieht es sich ein klein wenig. Da hätte ich mir manchmal etwas mehr Schwung in der Handlung gewünscht. Aber das ist nur ein kleiner Abzug in der B-Note, denn die Stärke der Geschichte macht das locker wieder wett.
​Insgesamt ist „Was vor uns liegt“ ein Buch, das ich jedem empfehlen kann, der gerne Geschichten über starke Frauen und echte, tiefe Emotionen liest. Es ist eine beeindruckende Erzählung, die auch heute noch zum Nachdenken anregt und zeigt, wie wichtig es ist, für seine eigenen Wünsche einzustehen. Ein wirklich schöner Roman, der einen nach dem Lesen noch eine ganze Weile beschäftigt.